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rausreden sinnlos

Nach dem, was der Heise-Ticker vermeldet, gab es auf dem Polizeikongress auch mindestens eine deutlich kritische Stimme:

Auf dem Polizeikongress machte sich ein Beamter, nach eigenen Aussagen IT-Experte bei der Berliner Polizei, im Fachpanel über die Online-Durchsuchung seine Gedanken. "Ich frage mich, gegen wen sich das vorgeschlagene Gesetz eigentlich richtet. Wenn wir wissen, dass wir mit unseren Tools nicht gegen die OK [organisierte Kriminalität] und Geldwäsche ankommen, weil die strikt Klartextdateien nur auf separaten Rechnern führen, dann müssen wir uns fragen, was unter dem Deckmantel der terroristischen Bedrohung passiert. Wir produzieren dann nur gemeinte Sicherheit und fangen Otto Normalverbraucher, der mal ein paar Dateien aus dem Netz geladen hat, ob das Nazireden oder Pornografie ist. Da habe ich als Beamter ein großes Problem." (Hervorhebung von mir)

Ich fürchte zwar, dass der Mann nun lange auf eine Beförderung wird warten müssen, muss ihm aber Recht geben. Die angeblichen Überwachungsziele, ach-so-gefährliche Terroristen, werden im Zweifelsfall schon Wege finden, der Ünberwachung zu entgehen. Einfache Bürger, die glauben, nichts zu verbergen zu haben, werden dann wegen Kleinigkeiten überwacht. Aber immerhin braucht sich jetzt keiner der Überwachungsfanatiker damit rausreden, ihm hätte niemand gesagt, dass das eine dumme Idee ist.

Hammerhart ist dann die Antwort darauf, die der Vertreter des Bundesdatenschützers darauf gegeben hat:

QUOTE:
"Jeder Kriminelle macht mal Fehler. Da muss man Geduld haben." Außerdem sei die Methode, einen Trojaner zu programmieren so aufwendig, dass die Behörden den Zielrechner genau auskundschaften müssten, sodass keine Gefahr bestehe, dabei irrtümlich einen Normalverbraucher ins Visier zu nehmen.

Ersteres ist schlichtweg eine total dämliche Antwort, die ich eher einem Bundesterrorminister zugetraut hätte, und letzteres ist schlicht und ergreifend falsch. Natürlich werden auch bei der hochtechnisierten Überwachung Fehler gemacht. Und natürlich werden dann auch Leute überwacht, die gar nicht überwacht werden sollten. Außerdem zeigen doch die 129a-Verfahren, dass es nur sehr wenig bedarf, um in den Kreis derjenigen zu gelangen, deren sämtliche Telefonate abgehört werden. Wolfgang von Pommer Esche, der den Bundesdatenschützer vertreten sollte, täte gut daran, sich intensiver mit dem Thema Datenschutz zu befassen. Mir scheint, ihm fehlen da ein paar Kenntnisse, die sogar ich besitze. Und ich bin nun wirklich kein Datenschutzexperte. Oder wurde der Mann vom Überwachungsminsiter instruiert, was er zu sagen hätte?

(via)

Themenzettel #85

Folgende Themen plane ich für den nächsten Podcast, den ich morgen aufnehmen werde (wenn nichts dazwischen kommt):

  • Das Wahlcomputerdebakel in Hessen. Inklusive Worst-Of Wahlbeobachtung. Und mit Kommentaren dazu.
  • Ein kommentierter Überblick über den 11. Europäischen Polizeikongress, bzw. was darüber veröffentlicht wurde. Mit Schäuble, Zypries und anderen Gestalten.
  • ein Mini-Update zur Vorratsdatenspeicherung.
  • die gestrigen Aktivitäten auf der ISS.
  • und wenn die Zeit dann reicht, gibt es ein Update zur Software-Suche aus Folge 77.
Außerdem gibt es wieder Musik und ein Outtake aus Trackback auf die Ohren.

Bastelaufgabe

Man nehme: Eine Audiodatei, in die sich versehentlich zwei (OGG-)Streams eingeschlichen haben. Dadurch kommt der VLC-Player durcheinander, und auch Audacity kann nur den ersten Stream anzeigen und bearbeiten. Dieser erste Stream ist nun unpraktischerweise auch noch äußerst uninteressant für mich. Um nun die erwünschte Information in den 128 MB zu finden, habe ich mich erstmal hingesetzt, und die Datei analysiert. Ein Ogg-Vorbis-Stream hat recht viele 'OggS'-Textschnippsel, die also nicht geeignet sind, den richtigen Stream zu finden. Praktischerweise gibt es aber kurz nach dem Beginn des Streams auch noch den Text 'vorbis', den man auch mal suchen kann. In dem Fall habe ich festgestellt, dass der in der ganzen Datei genau zwei Mal vorgekommen ist: Einmal am Anfang, bei dem uninteressanten Stream und einmal bei ungefähr 20% der Datei. Meine Vermutung ging dann dahin, dass genau da der interessante Stream anfangen könnte.

Da sich eine 128 MB-Datei schlecht in einem Editor zerteilen lässt, habe ich dann erstmal versucht, herauszufinden, wie weit in die Datei diese 20% gehen, und die Zahl 26894459,2 Bytes errechnet. die Nachkommastelle ignorierend habe ich mir die Datei dann aufgeteilt:

dd if=bigFile.ogg of=smallTest.ogg bs=26894459 count=1 skip=1

Ein Blick in die Datei ergab, dass ich nicht genau den richtigen Punkt erwischt hatte. Eine Suche ergab, dass der Text 'vorbis' sich bei Position 0xbccf0 in der Datei versteckt hielt. mit einfacher Rechenkunst kam ich dann zu diesem Befehl:

dd if=bigFile.ogg of=smallTest.ogg bs=27667819 skip=1

Dummerweise erwies sich die Datei als defekt. Es fehlten nämlich die ersten paar Bytes. ein bisschen Experimentieren brachte dann diese Befehlszeile hervor:

dd if=bigFile.ogg of=smallTest.ogg bs=27667812 skip=1

Dadurch wurden aus der ursprünglichen Datei die ersten 26 Megabyte verworfen und der Rest in eine neue Datei kopiert. Diese Datei enthielt dann auch nur noch einen einzigen Stream, und ließ sich ohne großen Aufwand in Audacity öffnen und Bearbeiten, um an die fast zwei Stunden interessanten Inhalt zu gelangen.

Lektionen der Nacht: Man kann dd verwenden, um Dateien aufzuteilen. Ogg-Vorbis ist keine Hexenkunst. Content is king.

Ich habe keine Ahnung, wie ich vorgegangen wäre, wenn ich mehrere Dateien zusammenkleben hätte sollen, aber die Aufgabe musste ich auch nicht lösen.

übrigens

Das Shuttle ist immer noch startbereit, und der anvisierte Starttermin ist weiterhin der 7.2. um 20:45 unserer Zeit.

Dazu gab es vor einigen Stunden eine Pressekonferenz. Laut dem Columbus Gastblog gibt es zwar einen verbogenen Kühlschlauch, der aber kein ernsthaftes Problem darstellen soll. Schauen wir mal, ob der Termin dann mit immerhin zwei Monaten Verzögerung eingehalten werden kann.