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Mafierkel

Das hab ich ja noch gar nicht gebührend gewürdigt: Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger veranstaltet einen 'Zeitungskongress', zu dem sich auch Merkel geäußert hat. Anstatt aber die Verleger darauf hinzuweisen, dass sie mit Qualität vielleicht Kunden erhalten oder gar gewinnen könnten, hat sie das nachgeplappert, was ihr irgendwelche Lobbyisten zugeflüstert haben: ARD und ZDF sollten ihre Apps genau prüfen.Wobei ja Zeitungsverleger schon öffentlich zustimmende Geräusche abgesondert haben zur ZDF-Mediathek-App, bei der man sich diejenigen Bewegtbilder ansehen kann, die nicht schon depubliziert wurden.

Genaugenommen richtet sich die Kritik eher an die ARD, deren Tagesschau-App es wagt, textuelle Informationen, die die Anstalt schon im Interweb veröffentlicht nochmal für tragbare Geräte aufbereitet darzustellen. Und das auch noch ohne dass man dafür extra zahlen müsste. Quasi kostenlos. Wenn man ignoriert, dass demnächst jeder Haushalt, also praktisch Jeder GEZbühren zahlen muss. Aber die Verleger meinen ja, dass auf iGeräten die Nutzer gewohnt seien, Informationen erst nach Bezahlung zu erhalten, weshalb die Tagesschau-App ja Ganz Doll Böse sei.

Völlig dämlich wird die Information, wenn man wei0, dass neben n-tv und N24 auch Spiegel Online, stern.de, FOCUS Online, Sueddeutsche.de Basic, Financial Times Deutschland, Handelsblatt (gerade mal auf dem iPhone in der Appstore-Kategorie 'Nachrichten' bei den kostenlosen Apps nachgesehen) kostenlose Nachrichten-Apps im Apple App Store auf dem iPhone anbieten, die zumindest keine in-App-Kaufoption laut Appstore enthalten. All diese Apps machen natürlich anders als die Tagesschau-App nicht das System der 'Nachrichten nur gegen Geld' kaputt, weswegen gegen die Betreiber der Apps auch niemand klagen muss. Oder etwas anders ausgedrückt: Das Bullshit-Argument, dass Tagesschau eine Marktverzerrung mag ja sein, aber dann sind die ganzen anderen Apps von Zeitungsverlagen mindestens genauso marktverzerrend. Und da meint Merkel, sich dann mit einem dummen Kommentar einmischen zu müssen. Oh, und das Leistungsschutzrecht hat sie natürlich auch wieder versprochen. Wissen die Verleger inzwischen wenigstens, was genau sie denn wollen, wenn sie ein Leistungsschutzrecht verlangen? Das könnte übrigens glatt mal verfassungswidrig sein, aber mit so etwas schnödem wie der Verfassung gibt sich Frau Bundeskanzlerin ja schon beim verfassungswidrigen Bundeswahlrecht nicht ab.