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Polischiest

Aus Berlin gibt es eine Geschichte, die mir am Freitag in den Nachrichten so viele Fragezeichen verpasst hat, dass ich sie erst nicht ernst nehmen wollte. Da hieß es, ein geistig vermutlich verwirrter Mann sei nackt mit nur einem Messer in einem Brunnen von einem Polizisten erschossen worden. Aber das ist noch gar nicht alles: Der Polizist hatte sieben weitere Polizisten dabei, soll eigentlich richtig ausgebildet gewesen sein, hätte aber keinen anderen Weg gefunden, den Mann mit dem Messer daran zu hindern, jemanden (wen denn??) zu gefährden, als ihn zu be- und letztlich erschießen.

Ein relativ einfacher Weg, die Wahrheit[tm] herauszufinden: Was meinen denn die verschiedenen Polizeigewerkschafter dazu? Nun, die finden das völlig in Ordnung, dass acht Polizisten einen einzelnen lediglich mit einem Messer bewaffneten Mann umbringen. Es mag ja vielleicht angehen, dass der betreffende Täter (da kommen ja diverse Tötungsdelikte in Frage) und seine Komplizen sich selbst im Recht sehen, aber was bringt die Pfeifen von der DPolG eigentlich auf das dünne Brett, dass es schon in Ordnung ist, einen Menschen zu töten? Und wo im Handbuch des Polizeiverhaltens steht, dass die Beamten sich bei einem solchen Einsatz so zu verhalten hätten? Und wenn wir schon mal dabei sind, die Notwehr-Karte zu ziehen: Wenn ein Rudel Bullen in räumlich nicht sonderlich beengter Umgebung einen einzelnen Mensch mit Messer nicht anders unter Kontrolle bringen kann, als den zu erschießen, dann darf also in Zukunft bei jeder friedlichen Demonstration jeder Demonstrant einzeln Krankenhausreif geprügelt werden? Na gut, zu den Fällen äußern sich die Gewerkschafts-Pfeifen ja schon nicht, weil vielleicht auch denen klar ist, dass das "she had it coming"-Argument dann doch arg nach der Selbstverteidigungsstrategie von Vergewaltigern klingt.

Aber, hey, das ist bestimmt wieder ein bedauerlicher Einzelfall, wie der in Koblenz, wo es ein Video gibt, wie vier Polizisten gemeinsam einen unbewaffneten Menschen verprügeln. Die zwei Schläger sind dann doch mal eben vom Dienst suspendiert worden, und die zwei Zuglotz-Bullen dürfen mal erklären, warum sie denn die Gewalttäter nicht daran gehindert haben, oder wenigstens verhaftet, wie es eigentlich ihre Aufgabe hätte sein sollen. Aber gut, dass gerade erst ein Gericht geurteilt hat, dass Polizisten verlangen können, dass man sich ausweist, wenn man gewagt hat, sie zu fotografieren. Die armen, stets unschuldigen Polizisten können ja auch ihre Arbeit gar nicht mehr leisten, wenn man sie so einfach dabei aufnehmen kann. Was, zynisch? Ich? Ach, nur ein Bisschen.

NSchnüffelA

Neuigkeiten vom Wochenende: Ein Magazin (Lügenschutzgeldpflichtig) will aus Unterlagen des Herrn Snowden herausgefunden haben, dass die NSA diplomatische Vertretungen der EU vollüberwacht. Warum das jemanden ernsthaft überrascht, erschließt sich mir nicht, aber die EU-Politiker sind nicht nur überrascht, sondern empört, was sage ich, EMPÖRT darüber, dass nicht nur alle Nicht-US-Bürger vom US-Auslandsgeheimdienst des Militärs abgeschnorchelt werden. Die Botschaft, die da bei mir ankommt: Es ist okay, wenn alle Bürger überwacht werden, weil das ja Terroristen sein könnten, aber wenn WIR (EU-Politiker) überwacht werden, dann geht das ja mal gar nicht!!11111drölfzig

Und dann gab es da noch die Meldung, dass Deutschland übrigens ganz besonders im Visir des internationalen Terrorisus der vollständigen Überwachung steht. War jetzt auch nicht akut überraschend, konnte man diese Information doch schon aus der Boundless Informant-Grafik erkennen, die der Guardian schon vor Wochen veröffentlicht hatte. Zu den Gründen für die Überwachung ist mir noch keine Begründung begegnet, aber wenn ich raten soll: Die Tatsache, dass die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs sich in ihren jeweiligen Gebieten sehr weitreichende Überwachungsbefugnisse einräumen lassen haben, könnte schon mal als Startpunkt herhalten. Komisch nur, dass all die Politiker, die die Überwachung in der DDR lautstark verurteilt haben, sich noch nicht zu Wort gemeldet haben. Im Osten war wenigstens allgemein bekannt, dass großflächig überwacht wurde. Aber vielleicht braucht der selbsternannte Freiheitskämpfer Gauck noch etwas Zeit, bis eine entsprechende Rede für ihn geschrieben ist? Ach ja, wann wird eigentlich eine Geheimdienste-Unterlagen-Behörde eingerichtet, oder werden die neuen Akten mit denen der Stasi gemeinsam verwaltet? Es wäre aber nett, wenn dann auch die Unterlagen der diversen deutschen Geheimdienste in den Archiven landeten. Und das gerade erst letztes Jahr beschlossene Gesetz, mit dem Ex-Stasi-Mitarbeiter aus der Unterlagenbehörde entfernt werden sollten muss dann natürlich noch etwas erweitert werden.