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Snowterview

Und dann war da noch letzte Woche das Interview vom Guardian mit Edward Snowden. Der Heise-Ticker hatte da auch berichtet. Snowden sagt da so scheinbar nebenbei, dass er auch damit klarkäme, wenn die Amis ins Foltergefängnis in Guantanamo stecken würden. Und er erzählt, dass NSA-Schnüffler, wenn sie Nacktbilder fänden, die auch rumzeigen würden intern. Die Frage, ob er in Russland 'happy' wäre, beantwortet er damit, dass er glücklicher ist, als wenn er ein Scheingerichtsverfahren bekäme, bei dem er nicht seine Sicht der Dinge darstellen dürfte. Dem Argument, dass er bestimmt Geheimnisse an die 'Feinde' verraten hätte' begegnet er damit, dass das doch Änderungen im Verhalten von Geheimagenten, Quellen und so bedeuten würde, die den Amis auffallen würden. Solange niemand etwas derartiges zeigen kann, sind die Behauptungen reine Behauptungen. Und wenn die US-Regierung irgendwelche Beweise hätte, dass Snowden mit der russischen Regierung zusammenarbeitet, wäre die Meldung sofort auf allen Kanälen zu hören und sehen.

Kurz: Wer die knappe Viertelstunde Zeit hat, englisch versteht, und sich auch nur ein Bisschen für Snowdens Meinung interessiert, sollte das Video ansehen.

Und dann gab es noch eine Hackerkonferenz, bei der Daniel Ellsberg und Edward Snowden mit einander und den anwesenden Hackern geredet haben. Ein Mitschnitt der fast 1,5 Stunden findet sich hier (für die MP3 muss man da nochmal klicken, die URL täuscht da). Ich hab mir auch das angehört, und ein paar schmackhafte Zitate für Podcasts eingesammelt, und beschlossen, dass die Datei (nach Bereinigung durch Auphonic) auch mal in meinem Podcast unterkommen darf. Zu Weihnachten hätte ich da noch einen Platz nicht reserviert.

MH017

Beim Überflug über ukrainische Gebiete ist eine Boeing 777 der Malaysian Airlines abgestürzt. Kaum war die Nachricht in der Welt, schossen Theorien ins Kraut, was passiert sein könnte. Der Flieger wäre abgeschossen worden, hieß es. Ich bezweifel mal, dass ein Raketenwerfer, den eine einzelne Person auf der Schulter tragen kann, eine Rakete in die bummelig 10km Höhe bringen dürfte, die Passagierflieger üblicherwesie nutzen. Und wer sollte das getan haben? Die Russen? Die staatlichen Militärs der Ukraine? Die Separatisten in der Gegend? Am Samstag habe ich dazu die folgenden Überlegungen gelesen: Die Separatisten hätten zwar kürzlich einen Satz Fahrzeuge für solche Raketenwerfer erbeutet, es wäre aber unwahrscheinlich, dass sie die technisch und von den Fähigkeiten ihrer Leute her hätten bedienen können. Russland hat zwar Raketenwerfer, aber ein genügend ausgereiftes System aus Anlagen und Personen, dass die nicht ein Passagierflugzeug abschießen würden, es sei denn, sie wollten das auch. Und dafür fehlt eine Begründung, warum die ein bzw. eben das Flugzeug hätten abschießen wollen. Bliebe noch das Militär der Ukraine. Dem schrieb der Autor zu, dass deren Luftabwehr veraltet sei, und das Personal auch nicht gut ausgebildet. Da könne es am ehesten sein, dass die den Flieger für irgendwas militärisch Relevantes gehalten hätten. Ob das so alles hinkommt, kann ich nur schlicht nicht einschätzen. Die Standard-Reaktionen einiger Lautsprecher hier im Westen ("Putin war's!!!11111") halte ich für ähnlich bescheuert, wie das Geschwurbel der selben Gruppe an angeblichen Experten, wenn im arabischen Raum irgend etwas passiert. Dann ist bestimmt immer Al Kaida Schuld, egal, was und wo passiert. Immerhin hat die jetzt noch niemand aus dem Hut gezaubert. Vermutlich ist auch den Lautfaslnern klar, dass sie sich damit nur noch mehr lächerlich machen würden als sie ohnehin schon sind.

Die am wenigsten absurd klingenden Theorien bisher: Der Flieger war ziemlich dicht an einer Flugverbotszone (1000 Fuß tiefer hätte er nicht sein dürfen), und wäre von Düsenjets begleitet worden. Das hätte jemand (die Separatisten?) für einen Angriff gehalten, und den Flieger abgeschossen. Oder der Flieger wäre fälschlich für eine Präsidentenmaschine gehalten worden. Alles reichlich unklar. Und auch nachdem die Flugschreiber geborgen und nach Russland geschickt wurden, wird deren Auswertung vermutlich wieder in Zweifel gezogen werden, weil Russland ja nie die Wahrheit sagen würde, wetten?