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LHC: Wirklich an

Spannende Meldungen aus dem CERN: Wenn alles glatt geht, steht heute (ich schreibe den Text hier am Vorabend) die erste LHC-Füllung für Physik-Messungen an. Oder wie es in technischer Formulierung aussieht: Machine Mode: Proton Physics, Beam Mode: Stable Beams. Und das alles bei der neuen Energie von 6,5 TeV pro Beam, also 13 TeV insgesamt. Geplant sind erstmal nur drei Protonenpakete pro Beam, was im Vergleich zu den theoretisch möglichen 2880 Paketen noch eher wenig ist. Aber nach dem Beginn der Physik-Läufe werden die Techniker die Anzahl Protonen schrittweise erhöhen, was dann auch den Physikern die absurd riesigen Datenvolumen aus Kollisionen ermöglichen wird, damit die darin finden, was auch immer sie finden können. Vorschläge dazu gehen in Richtung möglicher Supersymmetrie, so dass die bisher bekannten Teilchen nur die Hälfte (oder gar ein Viertel) der existierenden Teilchen wären. Oder es könnte erste Hinweise darauf geben, wo die 'Dark Matter', die Dunkle Materie versteckt ist, die irgendwas in der Region von 95 Prozent der MAsse des bekannten Universums ausmacht. Oder es taucht irgend etwas auf, was bisher keine Theorie vorhersagt.

Das spannende an der Grenze der bekannten Physik ist, dass wir schlicht nicht wissen, was dahinter liegt.

Update von Mittwoch: Es ist nicht ganz so glatt gelaufen wie gehofft. Der erste Versuch mit drei Bunches pro Beam ist im Ramp irgendwo bei 6 TeV durch ein Software-Problem gedumpt worden, aber da haben die Techniker erst gesucht, ob sie das schuldige Stück Software finden und erschießen können, und es danach gleich nochmal versucht. Da sind dann wieder drei Bunches im LHC gelandet, auf 6,5 TeV gebracht worden, rund um die Experimente auf Minimalgröße gequetscht (Squeeze), und letztlich zur Kollision gebracht worden. Und um 10 Uhr 40 gab es dann endlich wieder Beam Mode: Stable Beams. Von den Freudenausrufen, die da am CERN und an allen interessierten Bildschirmen ausgebrochen sein dürften, habe ich nichts gehört, aber selbst ein besonders breites Grinsen zur Schau getragen. Oh, und dann ist mir aus dem CERN glatt noch ein Podcast begegnet. Bei 'In Particular' erzählen Leute rund um das ATLAS-Experiment (eins der beiden großen Instrumente ohne besondere Spezialisierung), in der ersten Episode davon, was sie erhoffen, dass im gerade begonnenen Run 2 gefunden werden möge. Weitgehend einig sind sie sich, dass irgend etwas Unerwartetes toll wäre. Ich verweise da einfach mal auf meine Einschätzung weiter oben.