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Ingenuaden

Neues vom Mars: Da hat der Rover Perseverance nochmal ein paar Bilder vom Nicht-mehr-Flugobjekt Ingenuity und dessen Umgebung gemacht. Wenn man die genauer beguckt, fällt auf, dass nicht nur die Rotor-Spitzen von Ingenuity beschädigt sind, sondern auch ein komplettes Rotorblatt nicht mehr an der Drohne fest ist. Womit sich dann wohl weitere Fragen nach einer möglichen Flugfähigkeit erledigt haben dürften. Einerseits schade, andererseits sind 72 von fünf Flügen auch keine schlechte Leistung. 

Ingenuende

Erinnert ihr euch noch, wie beim Marsrover Perseverance ein kleines Testprojekt angebaut wurde, wo mal ausprobiert werden sollte, ob ein einfacher ferngesteuerter Hubschrauber auf dem Mars fliegen kann? Für den Ingenuity genannten Test sollte der Rover mal einen Monat einräumen, während das Flugobjekt fünf Testflüge absolvieren sollte. Nun, es wurden doch ein paar mehr, aber nach 72 Flügen ist am Ende eines Rotorblatts eine Beschädigung während der Landung entstanden. NASA sagt an, dass sie nicht mehr fliegen werden, weil sie davon ausgehen, dass der Schaden zu Unwucht führen würde und sich das Gerät eher mehr beschädigt, wenn die Rotoren auf Geschwindigkeit gebracht würden. 

SLIMrum

Und dann war da die japanische Mondmission SLIM, die bei der Landung ein paar operative Herausforderungen hatte: Und zwar meldete der Lander zur Bodensteuerung, dass seine Solar-Panels keinen Strom lieferten und die mitgebrachten Batterien entsprechend nur für sehr begrenzte Zeit Strom liefern würden. Eine bei der Landung ausgesetzte mobile Komponente hat sich dann noch etwas entfernt, und konnte dann Bilder vom Lander zur Erde schicken, aus denen sich dann einige Tage später erahnen ließ, warum die Solarpanels so stromlos waren: Der Lander, der auf der Seite liegend hätte landen sollen, hat 90 Grad zusätzliche Rotation gemacht und ist mit der Oberseite nach unten zum Liegen gekommen, was beim Design nicht geplant war, und entsprechend haben die Solarpanels schlicht nicht die Sonne abbekommen. Immerhin hat die genaue Lande-Lokalisierung ansonsten geklappt.

Überraschung vom 29.: SLIM hat dann doch genug Licht abbekommen und hatte wieder genug Energie für Funkverbindungen nach Hause.

Artemischiebung

Eigentlich wollte NASA später im Jahr 2024 die erste Mission von Artemis mit Besatzung starten, die dann den Mond umrunden sollte, um ähnlich wie Apollo 10 die geplante Mondlandung schon mal zu testen, ohne dabei wirklich zu landen. Nun hat am 9. NASA das getan, was ich schon vermutet hatte: Die Mission wird doch nicht mehr für 2024 geplant. Stattdessen soll jetzt der September 2025 als Zieltermin gelten. Warum die Verschiebung gleich so lange dauern soll, ist mir nicht bekannt. 

Moblem

Nachricht aus der 'Überraschung!'-Ecke: Eine private Weltraum-Mission zum Mond ist wenige Stunden nach dem Start in Probleme geraten. Die Sonde Peregrine fiel damit auf, dass sie sich nicht richtig zur Sonne ausgerichtet hatte, dann meldete der Betreiber weitere Fehler, bis hin zum Verlust von Treibstoff. Ein Erfolg der Mission ist entscheidend unwahrscheinlich geworden. Ich frage mich da nur, ob die verschiedenen fehlgeschlagenen Missionen zum Mond ihre Erkenntnisse mal teilen. 

Lasercom

NASA lässt wissen, dass sie erfolgreich getestet haben, mit der Sonde Psyche, die den gleichnamigen Gesteinsbrocken ansteuern soll, per Laser zu kommunizieren. Wofür das wichtig ist? Naja, die elektromagnetische (Funk) Kommunikation ist inzwischen ziemlich laut, da ist es schon hilfreich, wenn man auf Wege ausweichen kann, bei denen die Signale etwas gerichteter unterwegs sind, so eben Laser. Hat geklappt, kann also für weitere Missionen mit ins Portfolio verfügbarer Technik.

Probsiris

Meldung aus der 'das ist nicht nur schlecht'-Ecke: Die Sonde Osirix-Rex, die jahrelang unterwegs war im All, um eine Probe vom Gesteinsklumpen Bennu zur Erde bringen, hat nicht nur ihren Probensammler abgeliefert, sondern außerhalb des eigentlichen Behälters auch noch mehr Material abgeliefert als mindestens erhofft worden war. Jetzt ist nur ein klitzewinziger Haken: NASA hat gerade keinen einfachen Weg, den Probenbehälter zu öffnen, weil keins der Werkzeuge das hinbekommt. Ich habe wenig Zweifel daran, dass die NASA-Leute das Gerät schon irgendwie öffnen können werden, vielleicht unter Einsatz von nicht ganz so sanften Methoden. 

Naukleck

Meldung aus der 'schon wieder???'-Ecke: An der ISS hat schon wieder ein russisches System ein Leck in einem Kühlkreislauf entwickelt. Dieses Mal ist es der Backup--Radiator am Nauka-Modul, aus dem Kühl-Flüssigkeit ausgetreten ist. Da enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten. Die beiden Lecks vorher waren an Sojus oder Progress-Kapseln, die an die ISS angedockt waren, um Personen beziehungsweise Versorgungsmaterial hin und zurück zu bringen. Der Radiator an Nauka war wohl schon früher mal länger bei der ISS, ist dann auf der Erde gewartet, und mit dem Modul vor einiger Zeit hoch geschickt worden. Eine zeitliche Gemeinsamkeit zwischen den Sojus/Progress und dem Radiator müsste also schon länger zurückliegen. Wobei ich nicht ausschließen kann, dass irgendwas grundsätzlich an den Kühlsystemen russischer Bauart dazu einlädt, dass die Lecks entwickeln. Schön ist das nicht, aber eine akute Gefahr stellt auch dieses Leck nicht dar.

ISS extralang

Erinnert ihr euch noch an Dezember 2022? Wo die Sojus MS-23 an der ISS rin Leck entwickelt hat, aus dem dann ein Kühlkreislauf seine ganze Flüssigkeit ins All versprüht hat. Und danach eingestuft wurde als nicht mehr geeignet für eine Landung. Danach gab es den Plan, dass eine neue Sojus leer zur ISS fliegen sollte, die kaputte Kapsel zur Erde zurückkehren. Und dann sollte die Besatzung eben noch das halbe Jahr, was die neue Sojus an der ISS verbringen könnte, eben dort bleiben.

Nun, die Zeit ist um. In KW 38 ist die Nachfolge-Besatzung mit einer Sojus zur ISS geflogen, am 27. sind die Langzeit-Bewohner der ISS wieder gelandet. 371 Tage ist dann auch länger als die von NASA gehypte Mission des Herrn Kelly, der ja knapp unter einem Jahr geblieben war. 

Was ich mich da gerade frage: Gibt es eine zufriedenstellende Antwort auf die Frage, warum die MS-23 ihren Kühlkreislauf verloren hatte? Da war ja kurz danach noch eine Progress-Kapsel ebenfalls betroffen gewesen, was dann schon die Frage aufwerfen dürfte, ob irgendwas grundlegend mit den russischen Kapseln wäre. 

Osiris-Rex

Eine Meldung vom 24. mit langem Vorlauf: Die NASA-Asteroiden-Sonde Osiris-Rex war in der Nähe der Erde und hat eine Lieferung rausgelassen. Und zwar war die Sonde vorher beim Gesteinsklumpen Bennu, hat da eine Probe genommen und die nun wieder auf die Erde gebracht, wo sie erfolgreich angekommen ist. Ist nicht so oft bisher passiert, von daher werden sich da jetzt einige Wissenschaftliche Untersuchungen auf die Probe konzentrieren. 

Lush

Die russische Raumfahrt hatte in jüngerer Zeit eine Reihe von Problemen. Da war erst die Sojus an der ISS, deren Kühlsystem ausgelaufen ist, dann hat eine Progress (also Sojus ohne besatzung) ähnlich ihre Kühlung verloren. Jetzt wollte man eine Landemission zum Mond schicken, wo aber am Samstag, 19. erst eine Anomalie vermeldet wurde, die dann am 20. zum Absturz der Sonde geführt hätte. Ich würde ja Mitleid empfinden wollen, aber nachdem die russische Raumfahrt woe die ganze russische Politik eher isolationistisch auftritt, frage ich mich eher, ob friedliche Kooperation in den letzten Jahrzehnten nicht erfolgreicher gewesen ist.

Voytakt

Und dann war da noch eine Geschichte von der NASA. Da ist ja mit den Sonden Voyager 1 und 2 eine der längeren Missionen in einem Status, der zwar nicht mehr viel Aufwand erfordert, aber doch eine Reihe Personen und Technik (Deep Space Network) beschäftigt. Da war es im Juli beim Kontakt zu Voyager 2 dazu gekommen, dass die Sonde den Auftrag bekam, sich etwas zu drehen, was dazu geführt hat, dass sie die Funkverbindung nicht mehr halten konnte (das Signal der Sonde ist ohnehin schon nicht so stark, umgekehrt hört die Sonde die Erde wohl auch nicht so gut).

NASA hat aber bei der Veröffentlichung gleich darauf hingewiesen, dass der verlorene Kontakt nicht zu einem riesigen Problem werden muss. Weil die Voyager-Sonden automatisch die Ausrichtung zur Erde prüfen und wiederherstellen können, bei Voyager 2 wäre das zum 15. Oktober das nächste mal. Außerdem haben sie weiter versucht, ob sie nicht doch eine Verbindung hinbekommen können. So wurde noch am 3. August veröffentlicht, dass ein Heartbeat-Signal empfangen wurde. Danach wurde dann mit möglichst hoher Energie ein Befehl gesendet, mit dem die Sonde ihre Ausrichtung korrigieren können sollte. Am 5. August hat NASA dann auch melden können, dass der Kontakt zu Voyager 2 wieder hergestellt werden konnte. 

Starlater

Meldung von 2: Der eigentlich für demnächst geplant gewesene Termin des ersten Starts eines Boeing Starliner mit Besatzung ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Es gibt da wohl mehrere Probleme, die jetzt erst bemerkt wurden: einmal ist Kabelisolation brennbarer als erlaubt, und dann ist bei den Fallschirmen die Tragkraft nicht korrekt ermittelt worden. Falls ein Fallschirm nicht öffnen würde, könnten die anderen Fallschirme die Last nicht aushalten. Bevor beides nicht behoben wurde, sollte kein Start versucht werden. 

Starsholge

Dass Spaß-Icks mit dem ersten Testflug des kompletten Starship-Stacks nicht komplett erfolgreich war, konnte man ja schon vier Minuten nach dem Start mitbekommen haben, als die Stufen sich nicht trennten, und das Teil mehr getaumelt ist, bevor es sich explosiv zerlegte. Aber ein paar der Probleme kamen erst in den Tagen danach raus. So hat die Rakete mit ihren insgesamt 33 Triebwerken die Startrampe dann doch mehr zerstört als Leute gehofft hatten. Das ging auch so weit, dass größere Betonteile in der Umgebung rumflogen und die zu nah an der Rakete platzierten Treibstofftanks mit unvorhergesehenen Verformungen vershen haben, sowie Autos, die ebenfalls reichlich demoliert wurden. Ach, hätten doch nur Raketenwissenschaftler in den letzten hundert Jahren so Dinge wie Flame trench oder Sound Suppression entwickelt... Oh, haben die? Hmmm.

Und dann gab es noch ein Problem, was weniger offensichtlich war, aber das Flight Termination System hätte den Flug wohl schon früher beenden sollen, hat aber irgendwie keinen bleibenden Eindruck bei der Rakete gemacht. Das ist schlecht, weil eine nicht mehr kontrollierbare Rakete, die dann nicht sicher gesprengt werden kann, könnte ihre Flugerlaubnis sehr schnell loswerden. Da dürften die Aufsichtsgremien berechtigt humorfrei sein. 

Starshibumm

Am 20. war der zweite Termin, an dem SpaceX versuchen wollte, die neueste Rakete (Starship) testweise zu starten. Von Starship waren vorher immer nur die Oberstufen geflogen, von daher war die Erwartung von Anfang an, dass kein kompletter Flug das wahrscheinlichste Ergebnis sein würde. Und so kam es auch. Die Rakete ist erstmal wie geplant abgehoben, hat dann in Vorbereitung der Stufentrennung eine Drehung seitlich hingelegt, dann aber irgendwie nicht die Triebwerke abgeschaltet, und vor allem nicht die Oberstufe abgetrennt. Stattdessen ist das ganze System dann erstaunlich lange ziemlich torkelnd unterwegs gewesen, bis irgendwas explosiv den Flug beendet hat. Vom Nachschauen des Livevideo hoffe ich ja, dass jemand der Rakete ihre Selbstzerstörung befohlen hat, aber es kann auch sein, dass die das ohne expliziten Auftrag geschafft haben könnte. Update: Leertaste-X meldet, das Flight Termination System hätte die Explosion herbeigeführt. 

Einerseits war das kein erfolgreicher Erstflug, aber andererseits hat gerade SpaceX gezeigt, dass man aus Fehlschlägen immer noch reichlich lernen kann, und die Fehler dann nicht später wiederholt.