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Audapanity

Zur Abwechslung gibt#s mal keine Politik-Meldung, sondern eine aus der Technik: Im Mai hat ja eine Firma irgendwas gekauft, was mit Audacity zu tun hat, dem Audio-Editor aus der OpenSource-Ecke. Die Firma, die da irgendwas gekauft hat, kam dann mit der Idee, jede Menge Nutzertracking in Audacity reinzubauen, weil, äh...? Das fand dann die OpenSource-Gemeinschaft blöd, hat lautstark rebelliert. Damit wurde aus dem Vorschlag eine abgeschwächte Version mit freiwiligen Crashreports und nem einfachen Update-Check. Nun ist die Muse Group aber wieder aufgefallen, weil die in die AGBs so Zeug reingeschrieben hat, wie "Daten für Strafverfolgung sammeln" und "mindestens 13 Jahre alt" müssten Nutzer sein. Daraufhin ist mal wieder gigantische Echauffage angesagt, und es gibt Leute, die davon faseln, Audacity wäre Spionagesoftware. Ich werfe da einen Blick auf die Timeline, bemerke, dass die aktuelle Version 3.0.2 noch vor Bekanntgabe des Firmenkaufs veröffentlicht wurde, frage mich kurz, wie gerauchter Brokkoli wohl schmeckt, und wundere mich noch, ob zu viele Leute zu wenig getrunken haben.

Mal ganz von der zeitlichen Abfolge abgesehen: Das ist ein Quelloffenes Projekt. Das zu kopieren, und die Tracker rauszuwerfen sollte nicht gigantisch schwer sein, das hat sogar schon jemand angefangen. Diese Diskussion, wie viele andere, könnte mal eine Runde Abkühlung vertragen. Und wenn sich rausstellt, dass diese Muse Group wirklich Evil sein sollte, kann man sich immer noch LibreOffice als weniger aufgeblasene Fassung von OpenOffice ansehen. Da ist eine Projekttrennung schon mal vorgeführt worden. Es ist also nicht völlig unmöglich, OpenSource-Projekte aus den Klauen des Kapitalismus zu retten.

UMTSchalt

Zum Monatswechsel ist der Zeitpunkt ausgebrochen, den die Mobilfunkbetreiber angekündigt hatten, ab dem die UMTS-Netze abgeschaltet werden würden. Ich bin ja schon was älter, ich erinnere mich noch daran, wie in Zeiten vor Merkel die Nutzungsrechte für die Funkfrequenzen von UMTS versteigert wurden, und aus irgend einem Grund sich die daran teilnehmenden Firmen so hochgehandelt haben, dass ein damals absurd hoher Betrag an den Bundeshaushalt floss, den der damalige Bundesfinanzminister, ein Herr Eichel als Unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung von Schulden nannte. Diese Summen dürften auch verantwortlich dafür sein, dass deutsche Mobilverträge immer noch überwiegend harte Begrenzungen haben, wie viel man sie nutzen darf, beziehungsweise unpassend teuer sind, denn irgendwo wollen die Netzbetreiber das Geld ja herbekommen. Gleichzeitig ist die Technik weiterentwickelt, nach dem UMTS-Standard der 3. Generation kam LTE (wo die Lizenzversteigerung nicht absurd teuer war, die Nutzungspreise sind aber lustigerweise nicht rasant gefallen), und inzwischen ist 5G der amtierende heiße Scheiß. Die UMTS-Technik wird für die Netzbetreiber zur Altlast, die sie jetzt eben abschalten wollen. Anders als beim noch älteren GSM gibt es wohl keine Verpflichtung zum längeren Betrieb, und so wird UMTS dann mittelfristig verschwinden.