Meldung aus der 'das ist nicht nur schlecht'-Ecke: Die Sonde Osirix-Rex, die jahrelang unterwegs war im All, um eine Probe vom Gesteinsklumpen Bennu zur Erde bringen, hat nicht nur ihren Probensammler abgeliefert, sondern außerhalb des eigentlichen Behälters auch noch mehr Material abgeliefert als mindestens erhofft worden war. Jetzt ist nur ein klitzewinziger Haken: NASA hat gerade keinen einfachen Weg, den Probenbehälter zu öffnen, weil keins der Werkzeuge das hinbekommt. Ich habe wenig Zweifel daran, dass die NASA-Leute das Gerät schon irgendwie öffnen können werden, vielleicht unter Einsatz von nicht ganz so sanften Methoden.
Meldung aus der 'schon wieder???'-Ecke: An der ISS hat schon wieder ein russisches System ein Leck in einem Kühlkreislauf entwickelt. Dieses Mal ist es der Backup--Radiator am Nauka-Modul, aus dem Kühl-Flüssigkeit ausgetreten ist. Da enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten. Die beiden Lecks vorher waren an Sojus oder Progress-Kapseln, die an die ISS angedockt waren, um Personen beziehungsweise Versorgungsmaterial hin und zurück zu bringen. Der Radiator an Nauka war wohl schon früher mal länger bei der ISS, ist dann auf der Erde gewartet, und mit dem Modul vor einiger Zeit hoch geschickt worden. Eine zeitliche Gemeinsamkeit zwischen den Sojus/Progress und dem Radiator müsste also schon länger zurückliegen. Wobei ich nicht ausschließen kann, dass irgendwas grundsätzlich an den Kühlsystemen russischer Bauart dazu einlädt, dass die Lecks entwickeln. Schön ist das nicht, aber eine akute Gefahr stellt auch dieses Leck nicht dar.
Erinnert ihr euch noch an Dezember 2022? Wo die Sojus MS-23 an der ISS rin Leck entwickelt hat, aus dem dann ein Kühlkreislauf seine ganze Flüssigkeit ins All versprüht hat. Und danach eingestuft wurde als nicht mehr geeignet für eine Landung. Danach gab es den Plan, dass eine neue Sojus leer zur ISS fliegen sollte, die kaputte Kapsel zur Erde zurückkehren. Und dann sollte die Besatzung eben noch das halbe Jahr, was die neue Sojus an der ISS verbringen könnte, eben dort bleiben.
Nun, die Zeit ist um. In KW 38 ist die Nachfolge-Besatzung mit einer Sojus zur ISS geflogen, am 27. sind die Langzeit-Bewohner der ISS wieder gelandet. 371 Tage ist dann auch länger als die von NASA gehypte Mission des Herrn Kelly, der ja knapp unter einem Jahr geblieben war.
Was ich mich da gerade frage: Gibt es eine zufriedenstellende Antwort auf die Frage, warum die MS-23 ihren Kühlkreislauf verloren hatte? Da war ja kurz danach noch eine Progress-Kapsel ebenfalls betroffen gewesen, was dann schon die Frage aufwerfen dürfte, ob irgendwas grundlegend mit den russischen Kapseln wäre.
Eine Meldung vom 24. mit langem Vorlauf: Die NASA-Asteroiden-Sonde Osiris-Rex war in der Nähe der Erde und hat eine Lieferung rausgelassen. Und zwar war die Sonde vorher beim Gesteinsklumpen Bennu, hat da eine Probe genommen und die nun wieder auf die Erde gebracht, wo sie erfolgreich angekommen ist. Ist nicht so oft bisher passiert, von daher werden sich da jetzt einige Wissenschaftliche Untersuchungen auf die Probe konzentrieren.
Die russische Raumfahrt hatte in jüngerer Zeit eine Reihe von Problemen. Da war erst die Sojus an der ISS, deren Kühlsystem ausgelaufen ist, dann hat eine Progress (also Sojus ohne besatzung) ähnlich ihre Kühlung verloren. Jetzt wollte man eine Landemission zum Mond schicken, wo aber am Samstag, 19. erst eine Anomalie vermeldet wurde, die dann am 20. zum Absturz der Sonde geführt hätte. Ich würde ja Mitleid empfinden wollen, aber nachdem die russische Raumfahrt woe die ganze russische Politik eher isolationistisch auftritt, frage ich mich eher, ob friedliche Kooperation in den letzten Jahrzehnten nicht erfolgreicher gewesen ist.
Und dann war da noch eine Geschichte von der NASA. Da ist ja mit den Sonden Voyager 1 und 2 eine der längeren Missionen in einem Status, der zwar nicht mehr viel Aufwand erfordert, aber doch eine Reihe Personen und Technik (Deep Space Network) beschäftigt. Da war es im Juli beim Kontakt zu Voyager 2 dazu gekommen, dass die Sonde den Auftrag bekam, sich etwas zu drehen, was dazu geführt hat, dass sie die Funkverbindung nicht mehr halten konnte (das Signal der Sonde ist ohnehin schon nicht so stark, umgekehrt hört die Sonde die Erde wohl auch nicht so gut).
NASA hat aber bei der Veröffentlichung gleich darauf hingewiesen, dass der verlorene Kontakt nicht zu einem riesigen Problem werden muss. Weil die Voyager-Sonden automatisch die Ausrichtung zur Erde prüfen und wiederherstellen können, bei Voyager 2 wäre das zum 15. Oktober das nächste mal. Außerdem haben sie weiter versucht, ob sie nicht doch eine Verbindung hinbekommen können. So wurde noch am 3. August veröffentlicht, dass ein Heartbeat-Signal empfangen wurde. Danach wurde dann mit möglichst hoher Energie ein Befehl gesendet, mit dem die Sonde ihre Ausrichtung korrigieren können sollte. Am 5. August hat NASA dann auch melden können, dass der Kontakt zu Voyager 2 wieder hergestellt werden konnte.
Meldung von 2: Der eigentlich für demnächst geplant gewesene Termin des ersten Starts eines Boeing Starliner mit Besatzung ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Es gibt da wohl mehrere Probleme, die jetzt erst bemerkt wurden: einmal ist Kabelisolation brennbarer als erlaubt, und dann ist bei den Fallschirmen die Tragkraft nicht korrekt ermittelt worden. Falls ein Fallschirm nicht öffnen würde, könnten die anderen Fallschirme die Last nicht aushalten. Bevor beides nicht behoben wurde, sollte kein Start versucht werden.
Dass Spaß-Icks mit dem ersten Testflug des kompletten Starship-Stacks nicht komplett erfolgreich war, konnte man ja schon vier Minuten nach dem Start mitbekommen haben, als die Stufen sich nicht trennten, und das Teil mehr getaumelt ist, bevor es sich explosiv zerlegte. Aber ein paar der Probleme kamen erst in den Tagen danach raus. So hat die Rakete mit ihren insgesamt 33 Triebwerken die Startrampe dann doch mehr zerstört als Leute gehofft hatten. Das ging auch so weit, dass größere Betonteile in der Umgebung rumflogen und die zu nah an der Rakete platzierten Treibstofftanks mit unvorhergesehenen Verformungen vershen haben, sowie Autos, die ebenfalls reichlich demoliert wurden. Ach, hätten doch nur Raketenwissenschaftler in den letzten hundert Jahren so Dinge wie Flame trench oder Sound Suppression entwickelt... Oh, haben die? Hmmm.
Und dann gab es noch ein Problem, was weniger offensichtlich war, aber das Flight Termination System hätte den Flug wohl schon früher beenden sollen, hat aber irgendwie keinen bleibenden Eindruck bei der Rakete gemacht. Das ist schlecht, weil eine nicht mehr kontrollierbare Rakete, die dann nicht sicher gesprengt werden kann, könnte ihre Flugerlaubnis sehr schnell loswerden. Da dürften die Aufsichtsgremien berechtigt humorfrei sein.
Am 20. war der zweite Termin, an dem SpaceX versuchen wollte, die neueste Rakete (Starship) testweise zu starten. Von Starship waren vorher immer nur die Oberstufen geflogen, von daher war die Erwartung von Anfang an, dass kein kompletter Flug das wahrscheinlichste Ergebnis sein würde. Und so kam es auch. Die Rakete ist erstmal wie geplant abgehoben, hat dann in Vorbereitung der Stufentrennung eine Drehung seitlich hingelegt, dann aber irgendwie nicht die Triebwerke abgeschaltet, und vor allem nicht die Oberstufe abgetrennt. Stattdessen ist das ganze System dann erstaunlich lange ziemlich torkelnd unterwegs gewesen, bis irgendwas explosiv den Flug beendet hat. Vom Nachschauen des Livevideo hoffe ich ja, dass jemand der Rakete ihre Selbstzerstörung befohlen hat, aber es kann auch sein, dass die das ohne expliziten Auftrag geschafft haben könnte. Update: Leertaste-X meldet, das Flight Termination System hätte die Explosion herbeigeführt.
Einerseits war das kein erfolgreicher Erstflug, aber andererseits hat gerade SpaceX gezeigt, dass man aus Fehlschlägen immer noch reichlich lernen kann, und die Fehler dann nicht später wiederholt.
Es gibt mal Neues vom menschlichen Außenposten ISS: Und zwar ist am 26. planmäßig die unbesetzte Sojus MS-23 als Ersatz für die nicht mehr zuverlässige Sojus MS-22 an der Station angekommen. Am nächsten Tag hätte eigentlich Crew 6 mit einer Dragon-Kapsel starten sollen, das ist aber gute 2 Minuten vor dem Start abgebrochen worden, weil es mit dem System zur Triebwerkszündung nicht näher erklärte Probleme gegeben hat. Womit dann auch mal SpaceX einen Besatzungs-Start abgebrochen hat. Das kannten wir bis dahin eher vom Shuttle.
Immerhin ist die Dragon-Kapsel von SpaceX dann zwei Tage später erfolgreich gestartet, und hatte 'nur' mit einem Problem zu kämpfen, wo Sensoren gemeldet haben, die Andock-Systeme für die ISS wären nicht in der richtigen Position für das Docking. Aber dann ist die Kapsel doch erfolgreich an der ISS angekommen.
Meldung aus der 'hatten wir das nicht gerade erst im Dezember?'-Ecke: Ein russisches Raumfahrzeug an der ISS hat ein Leck in einem Kühlsystem entwickelt. Anders als im Dezember war diesmal keine Kapsel für Menschen betroffen, sondern eine Progress, die da schon ein paar Monate angedockt war, und demnächst mal ohne Besatzung ablegen und in der Athmosphäre verglühen sollte. Insofern ist da keine Gefahr für die ISS-Besatzung neu aufgetreten. Was allerdings sinnig sein dürfte: Ursachensuche, warum es schon wieder zu einem Leck in einem Kühlsystem eienr russischen Kapsel an der ISS gekommen ist. Das sollte ja eigentlich nicht passieren, ist nun aber binnen zwei Monaten zwei Mal passiert.
Meldung aus der 'das kam nicht überraschend'-Ecke: Kurz vor Weihnachten hat NASA gemeldet, dass der Mars-Lander Insight schon mehrere Tage nicht mehr auf Funkkontakte reagiert habe, und die Mission wohl beendet wäre. Insight war damit rund vier Jahre aktiv auf dem Mars, hat von seinen Missionszielen leider nicht alle erreicht, aber immerhin reichlich seismische Messdaten egliefert. Die Temperatursonde HP3, die sich eigentlich in den Marsboden eingraben sollte, hat das nicht geschafft, und entsprechend auch nie sinnvolle Daten übermittelt. Das Missionsende kam nun deswegen, weil die Solarpanels immer mehr von Marsstaub bedeckt wurden, und eben nicht mehr genug Energie liefern konnten, um alle Systeme des Landers zu betreiben. Das hatte NASA schon vor Monaten angekündigt, insofern hielt sich die Überraschung sehr in Grenzen.
Meldung aus der 'Ohoh'-Ecke: An der ISS sind aktuell zwei Personen-Transporter angedockt. Eine Dragon-Kapsel von SpaceX und eine Sojus MS-22 vom russischen Raumfahrt-Betreiber. Bei der Sojus ist es kürzlich zu einem Problem gekommen, als eigentlich gerade zwei Russen außerhalb der ISS arbeiten wollten, und zwar ist wohl das gesamte Kühlmittel der Sojus ausgetreten. Das erste Problem an der Stelle: Es war nicht schnell ersichtlich, wo die Sojus undicht geworden war. Dann ließ sich das Leck auch nicht verschließen, so dass eben das gesamte Kühlmittel entkommen ist. In der Folge fehlt nun Kühlung für Computer in der Kapsel.
Immerhin konnte in den Tagen danach bei Untersuchungen ein Leck gefunden werden, was vermutlich von Mikrometeoriten erzeugt wurde. Es ist mit 0,8mm Durchmesser eher klein, was bei der Auswirkung trotzdem nicht akut geholfen hat. Zum Zeitpunkt, da ich das hier schreibe, ist noch nicht veröffentlicht, ob der Schaden an der Sojus als Problem für deren geplante Landung in einigen Monaten angesehen wird (und falls ja: welche Maßnahmen sich dann daraus ergeben), oder ob die Kapsel gegebenenfalls ohne Computer-Unterstützung gelandet werden soll. Akute Gefahr für die Besatzung besteht aber wohl nicht, das ist schon absehbar.
Meldung aus der 'alles andere wäre blöd'-Ecke: Am 11.12. ist planmäßig die Mission Artmis 1 mit der Wasserung der Orion-Kapsel geendet. Insgesamt gab es wohl ein paar kleinere Anomalien bei der Mission, aber keine gigantischen Probleme. Allerdings wird es nun bummelig zwei Jahre dauern, bis die nächste Mission fliegen wird, dann auch mit Personen in der Kapsel.
Eine Meldung, auf die ich lange gewartet habe: am 16.11. ist endlich die Mission Artemis 1 gestartet, mit der das Space Launch System (basiert auf Grundlagen, die noch vom Shuttle übrig waren) erstmal ohne Besatzung in den Erd-Orbit und später in eine Umlaufbahn um den Mond fliegen soll. Ursprünglich war das alles schon für 2017 geplant gewesen, aber es gab immer noch einige Verzögerungen, so dass erst dieses Jahr die Rakete versucht wurde zu starten. Im dritten Anlauf hat das dann endlich geklappt.