Meldung von der ESA: die hat am 9. den ersten Start einer Arine 6 hinbekommen ohne offensichtliche Probleme.
Der spannende Teil an der Rakete: Das ist eine neue Rakete, die aber anders als die Konkurrenz weder irgendwie landen kann, noch auch nur teilweise wiederverwertet könnte. Das ist also pro Flug teurer als die SpaceX-Geräte, kann dafür aber Teile einsetzen, die man nicht mehrfach nutzen würde. Wenig erbaulich: Es kam in den Test auch noch zu einer Anomalie, die noch geklärt werden muss.
Es ist mal wieder an der Zeit, Boeings Starliner zu betrachten. Der ist ja kürzlich erst erfolgreich gestartet und hat mit zwei Personen die ISS erreicht. Aber schon vor dem Start gab es in einem Helium-System ein Leck, was nicht behoben wurde (es wäre wohl viel Aufwand für weniger Nutzen gewesen und wurde als unkritisch eingestuft). Inzwischen sind weitere Lecks in den Helium-Systemen gefunden worden. Die sind auch nicht akut gefährlich, werfen aber die Frage auf, ob sie auf ein größeres Problem dahinter deuten. Die Kapsel wird erstmal länger als geplant an der ISS bleiben, wobei ich vermute, dass eine genaue Untersuchung der Kapsel am Boden möglich sein sollte, wenn sie komplett zerlegt werden kann und unter Mikroskope gelegt werden.
Ein paar Hintergründe zu Starliner: Die Kapsel hatte ihren ersten Testflug ohne Besatzung nicht erfolgreich absolviert, weil die Kapsel beim Ablegen von der Rakete eine falsche Mission Elapsed Time mitgenommen hat und sich in der Nähe der ISS wähnte. Dann hat sie versucht ihre Lage fein zu steuern und dafür reichlich Treibstoff verschwendet. Der Flug wurde dann wiederholt ohne größere Fehler. Dann sollte der nächste Flug mit Menschen folgen, aber es gab schon früh Probleme, wie die Feststellung, dass Kabelisolation eingesetzt wurde, die arg brennbar war und die Halterung der Fallschirme nicht ausreichend fest sein dürfte, wenn einer davon ausfallen sollte. Mit der Behebung hat sich der Flug dann nochmal ein Jahr verzögert.
Anomalien bei Weltraum-Missionen sind nicht so ungewöhnlich, beim Shuttle gab es immer eine Liste von Fehlern, die man nochmal überprüfen sollte, was bis auf die beiden zerstörten Shuttles auch nicht unlösbar war. Aber es wirkt nicht so gut, wenn ein neues System in der ersten Mission mit Besatzung schon Fehler sammelt die vermuten lassen, dass das Design vielleicht noch mal aufgemacht werden könnte.
Meldung aus der 'das hat wirklich lange gedauert'-Ecke: Am 5. Juni ist endlich nach mehreren Jahren Vorlauf die erste Starliner-Kapsel von Boeing mit Besatzung zur ISS gestartet. Der dritte Testflug der Starliner ist immer wieder wegen Anomalien verschoben worden, aber ohne Test mit Besatzung gibt es keine Freigabe von NASA, dass mit dem Gerät auch mal ISS-Besatzungen starten können.
Meldung aus der "das hatte sich abgezeichnet"-Ecke: NASA hat schon länger Probleme mit den Gyroskopen im Hubble-Teleskop. Die sind immer wieder mal ausgefallen und es war klar, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ein Ausfall nicht mehr behoben werden kann. Da überrascht es nicht, dass NASA am 4. verkündet hat, Hubble ab sofort mit nur noch einem Gyroskop zu betreiben. Damit sind zwar Einschränkungen verbunden, aber die Alternative wäre, gar keine Forschung durchzuführen oder immer wieder Ausfälle hinzunehmen. Die theoretische Option, eine Rsumkapsel mit Personen zum Teleskop zu fliegen, und dann alle Gyroskope auszutauschen ist jedenfalls nicht ansatzweise kurzfristig möglich, vielleicht auch gar nicht.
Neues aus dem All: NASA berichtet, dass sie Voyager 1 ein erstes Update machen lassen haben, mit dem der defekte Speicher nicht mehr genutzt wird. Knapp zwei Tage später hat das Deep Space Network dann die Daten von Voyager 1 empfangen und erfolgreich interpretiert. Nun hat sich die reparierte Software 'nur' um technische Daten der Sonde gekümmert und nicht um die Daten der Messinstrumente die die Sonde dabei hat. Das Stück Software wird nun in einem weiteren Update auch geändert werden können.
Erfreuliche Meldung von NASA: Nachdem Voyager 1 neulich einen Speicherabzug geschickt hatte, haben die Leute, die den analysiert haben, rausgefunden, dass tatsächlich ein Fehler bei rund 3% des Speichers vorliegt. Ob das daran liegt, dass der Speicher wegen Alter oder wegen Strahlung ausgefallen ist, lässt sich nicht sagen, aber man kann den Computer umprogrammieren, damit der defekte Speicher nicht mehr genutzt wird. Das kann zwar etwas dauern, bis sie soweit sind, aber ist lösbar.
Meldung aus der 'es ist doch nicht alles verloren'-Ecke: Seit geraumer Weile sendet Voyager 1, die zweite Voyager-Sonde aus ihrer weit entfernten Flugbahn nur noch unverständliche Bit-Patterns statt nützlichen Daten. Die Sonde ist für NASA kein akut wichtiges Thema, aber es wäre dann doch schön, wenn man wieder sinnvollere Daten bekommen könnte. Also ohne da jetzt ernsthaft Leute drauf anzusetzen, weil Geld gibt's da schon lange keins mehr. Nun, es ist dann mal gelungen, einen Speicherdump der Sonde zu bekommen, die eben doch noch auf Befehle hört. Und eben einen kompletten Speicherinhalt verschickt hat. Aus dem dann hoffentlich jemand rausfinden kann, warum die Sonde sich ansonsten so unerwartet verhalten hat.
Neues vom Mars: Da hat der Rover Perseverance nochmal ein paar Bilder vom Nicht-mehr-Flugobjekt Ingenuity und dessen Umgebung gemacht. Wenn man die genauer beguckt, fällt auf, dass nicht nur die Rotor-Spitzen von Ingenuity beschädigt sind, sondern auch ein komplettes Rotorblatt nicht mehr an der Drohne fest ist. Womit sich dann wohl weitere Fragen nach einer möglichen Flugfähigkeit erledigt haben dürften. Einerseits schade, andererseits sind 72 von fünf Flügen auch keine schlechte Leistung.
Erinnert ihr euch noch, wie beim Marsrover Perseverance ein kleines Testprojekt angebaut wurde, wo mal ausprobiert werden sollte, ob ein einfacher ferngesteuerter Hubschrauber auf dem Mars fliegen kann? Für den Ingenuity genannten Test sollte der Rover mal einen Monat einräumen, während das Flugobjekt fünf Testflüge absolvieren sollte. Nun, es wurden doch ein paar mehr, aber nach 72 Flügen ist am Ende eines Rotorblatts eine Beschädigung während der Landung entstanden. NASA sagt an, dass sie nicht mehr fliegen werden, weil sie davon ausgehen, dass der Schaden zu Unwucht führen würde und sich das Gerät eher mehr beschädigt, wenn die Rotoren auf Geschwindigkeit gebracht würden.
Und dann war da die japanische Mondmission SLIM, die bei der Landung ein paar operative Herausforderungen hatte: Und zwar meldete der Lander zur Bodensteuerung, dass seine Solar-Panels keinen Strom lieferten und die mitgebrachten Batterien entsprechend nur für sehr begrenzte Zeit Strom liefern würden. Eine bei der Landung ausgesetzte mobile Komponente hat sich dann noch etwas entfernt, und konnte dann Bilder vom Lander zur Erde schicken, aus denen sich dann einige Tage später erahnen ließ, warum die Solarpanels so stromlos waren: Der Lander, der auf der Seite liegend hätte landen sollen, hat 90 Grad zusätzliche Rotation gemacht und ist mit der Oberseite nach unten zum Liegen gekommen, was beim Design nicht geplant war, und entsprechend haben die Solarpanels schlicht nicht die Sonne abbekommen. Immerhin hat die genaue Lande-Lokalisierung ansonsten geklappt.
Überraschung vom 29.: SLIM hat dann doch genug Licht abbekommen und hatte wieder genug Energie für Funkverbindungen nach Hause.
Eigentlich wollte NASA später im Jahr 2024 die erste Mission von Artemis mit Besatzung starten, die dann den Mond umrunden sollte, um ähnlich wie Apollo 10 die geplante Mondlandung schon mal zu testen, ohne dabei wirklich zu landen. Nun hat am 9. NASA das getan, was ich schon vermutet hatte: Die Mission wird doch nicht mehr für 2024 geplant. Stattdessen soll jetzt der September 2025 als Zieltermin gelten. Warum die Verschiebung gleich so lange dauern soll, ist mir nicht bekannt.
Nachricht aus der 'Überraschung!'-Ecke: Eine private Weltraum-Mission zum Mond ist wenige Stunden nach dem Start in Probleme geraten. Die Sonde Peregrine fiel damit auf, dass sie sich nicht richtig zur Sonne ausgerichtet hatte, dann meldete der Betreiber weitere Fehler, bis hin zum Verlust von Treibstoff. Ein Erfolg der Mission ist entscheidend unwahrscheinlich geworden. Ich frage mich da nur, ob die verschiedenen fehlgeschlagenen Missionen zum Mond ihre Erkenntnisse mal teilen.
NASA lässt wissen, dass sie erfolgreich getestet haben, mit der Sonde Psyche, die den gleichnamigen Gesteinsbrocken ansteuern soll, per Laser zu kommunizieren. Wofür das wichtig ist? Naja, die elektromagnetische (Funk) Kommunikation ist inzwischen ziemlich laut, da ist es schon hilfreich, wenn man auf Wege ausweichen kann, bei denen die Signale etwas gerichteter unterwegs sind, so eben Laser. Hat geklappt, kann also für weitere Missionen mit ins Portfolio verfügbarer Technik.
Meldung aus der 'das ist nicht nur schlecht'-Ecke: Die Sonde Osirix-Rex, die jahrelang unterwegs war im All, um eine Probe vom Gesteinsklumpen Bennu zur Erde bringen, hat nicht nur ihren Probensammler abgeliefert, sondern außerhalb des eigentlichen Behälters auch noch mehr Material abgeliefert als mindestens erhofft worden war. Jetzt ist nur ein klitzewinziger Haken: NASA hat gerade keinen einfachen Weg, den Probenbehälter zu öffnen, weil keins der Werkzeuge das hinbekommt. Ich habe wenig Zweifel daran, dass die NASA-Leute das Gerät schon irgendwie öffnen können werden, vielleicht unter Einsatz von nicht ganz so sanften Methoden.
Meldung aus der 'schon wieder???'-Ecke: An der ISS hat schon wieder ein russisches System ein Leck in einem Kühlkreislauf entwickelt. Dieses Mal ist es der Backup--Radiator am Nauka-Modul, aus dem Kühl-Flüssigkeit ausgetreten ist. Da enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten. Die beiden Lecks vorher waren an Sojus oder Progress-Kapseln, die an die ISS angedockt waren, um Personen beziehungsweise Versorgungsmaterial hin und zurück zu bringen. Der Radiator an Nauka war wohl schon früher mal länger bei der ISS, ist dann auf der Erde gewartet, und mit dem Modul vor einiger Zeit hoch geschickt worden. Eine zeitliche Gemeinsamkeit zwischen den Sojus/Progress und dem Radiator müsste also schon länger zurückliegen. Wobei ich nicht ausschließen kann, dass irgendwas grundsätzlich an den Kühlsystemen russischer Bauart dazu einlädt, dass die Lecks entwickeln. Schön ist das nicht, aber eine akute Gefahr stellt auch dieses Leck nicht dar.