Ministritt
Wisst ihr noch, früher? Als Minister und -innen noch zurückgetreten sind, wenn sie Mist zu verantworten hatten? Das ist nicht ganz so früher, wie es scheint. Im Dunstkreis der Flutkatastrophe in RP und NRW letztes Jahr im August gab es ein paar Ministerinnen, die ihre Urlaube lieber nicht abgebrochen haben, als vereinzelte Einzelfälle von Wassertropfen ein paar Personen ihre Wohnräume umgestaltet haben. In NRW war da die Ministerin Heinen-Esser, die kurz mal aus Mallorca zurückgeflogen kam, sich abbilden ließ, und dann aber wieder dorthin geflogen ist. Die Geschichte aus Rheinland-Pfalz ist oberflächlich ähnlich, da hat die damalige Umweltministerin Spiegel sich lieber für vier Wochen in den Urlaub in Frankreich begeben, und nur kurz eine Foto-Op genutzt. Das hat sie dann am 10. versucht damit zu erklären, wie krank ihr Ehemann sei, und wie belastet sie doch wäre. Was ihr dabei bestimmt nur entfallen ist: Bundespolitische Ämter anstreben und letztlich das Bundesministerium für Familie zu ministrieren hat sie danach aber doch noch geschafft. Und obwohl der Sprecher vom Scholzomat noch was von Vertrauen geredet hat, wurde dann auch Frau Spiegel im Lauf des 11.4. gewahr, dass es politisch geboten wäre, wenn sie ihr Ministerin-Amt herablegen würde. Was sie, und hier kommt eben die Überraschung, auch tat.
Wenn jetzt noch jemand dem Twitterer und Gesundheitspolitik-Kritiker Karl Lauterbach verrät, wer das Bundesministerium für Gesundheit gerade kommunikativ gründlich verreißt, dann wäre ich vielleicht geneigt anzuerkennen, dass Ministrierende beim Versagen noch Konsequenzen ziehen.