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eigenartige Koinzidenz

Jörg Tauss, Medienpolitiker der SPD, Zensurgegner und so ziemlich der einzige SPD-Abgeordnete, dem ich zutraue, die Netzgemeinde angemessen im Bundestag zu vertreten, hat heute seine Büros in Berlin und in seinem Wahlkreis durchsuchen lassen müssen. Der Vorwurf, wie er in ungefähr allen Medien lautet: Besitz von Kinderpornos. Wenn man mal von der Idiotie absieht, dass die Durchsuchung nahelegt, die Ermittler vermuten, Tauss hätte die Bilder (oder Videos) in seinen Büros versteckt, wo ja durchaus auch andere Personen Zutritt haben dürften (Sekretärin, Besucher), fällt der Vorwurf rein zufällig in eine Zeit, in der die Zensur-Arbeitsgruppe (mutmaßlich) aufgelöst wurde.

Dass Tauss vor relativ kurzer Zeit erst die Stelle als medienpolitischer Sprecher der SPD abgeben musste, könnte darauf hiundeuten, dass hier jemand gegen Tauss hetzt. Für mich hat die ganze Geschichte jedenfalls einen stark aquatischen Geruch. Will heißen: Das riecht extrem fischig.

Ach ja: Warum betont die Staatsanwaltschaft eigentlich so deutlich, dass ein Verdacht noch längst nicht bedeutet, dass der Verdächtige auch schuldig ist? Sollte das nicht eigentlich selbstverständlich sein? Und, wo wir gerade bei Merkwürdigkeiten sind: Was ist eigentlich aus dem hessischen (Ex-?) Innenminister geworden, der auch des Kinderporno-Besitzes beschuldigt wurde? Gab es bei dem eien Hausdurchsuchung, die rein zufällig nicht in der Presse breitgetreten wurde? Oder sollte es mir gelungen sein, die Meldung zu übersehen? Fragen über Fragen.

Update: Bei Spon gibt es noch ein paar Detail-Bröckchen. Da ist die Rede von MMS, die eigenartig wenig zu Tauss' Twitterclient passt, beziehungsweisedem Gerät, auf dem der nur läuft. Oder will die Staatsanwaltschaft uns glauben machen, Jörg Tauss besäße ein iPhone, mit dem man MMS versenden könne?

Noch ein Update: Mir fällt da gerade etwas auf, was ganz extrem stinkt: Dem Ausschuss, der Tauss' Immunität entzogen hat, wurde eine SMS vorgelegt, die von seinem Handy verschickt worden sein soll. Nun fallen mir ziemlich genau drei Möglichkeiten ein, wie eine SMS vor einem Ausschuss auftauchen kann: Das sendende Handy wurde ausgewertet (das von Tauss, zu dem Zeitpunkt noch von Immunität geschützt), das empfangende Handy wurde ausgewertet (das von dem angeblichen KiPo-Verbreiter. Warum wird dessen Mobiltelefon nach Politiker-Kontakten ausgewertet?) oder die Mitteilung wurde zwischen Sender und Empfänger abgefangen (Fernmeldegeheimnis?). Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger Sinn ergibt die offizielle Geschichte, und ich muss mich Holgi anschließen: Und dann stellt sich auch noch die Frage, welche möglicherweise viel bedeutsamere Nachricht durch diese Aktion in den Hintergrund gedrängt wird.

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Volker am :

Tja, das wars dann wohl mit dem guten Jörg Tauss. Er hat nun (fast alle) seine Ämter niedergelegt und ist bereit für seine restliche Demontage.
Wenn er wirklich nur recherchiert hat, dann war er unheimlich dämlich, davon keinem zu erzählen.
Ich denke mal, hier hat jemand seine Neigungen hinter dem ehrenrührigen Auftrag versteckt, gegen Kipo vorzugehen. Er dachte bestimmt, im Falle des Auffliegens kann er das Material immer mit seinen Kipo-Recherchen rechtfertigen. Da war er sich wohl zu sicher.
Die Kaffesatzleserei, dass er ein iPhone hat, mit dem man bekanntlich keine MMS verschicken kann, halte ich auch für gewagt. Wer sagt den, dass er nicht noch ein anderes MMS-taugliches Handy hatte. Diese widersprüchlichen Details sind von der Presse sicher schlecht recherchiert worden, lassen aber dadurch nicht gleich die Anschuldigungen in einem anderen Licht erscheinen.
Wenn er angeblich auch eine Kämpfernatur und ein Querulant war, so geht er jetzt aber den Weg jedes Politikers mit einer Affäre am Hacken:
1. Siegessicheres Leugnen "Ich habe mir nichts vorzuwerfen"/"Jemand will mich fertig machen"
2. Verweigerung jeglicher Verantwortung und starrsinniges Verharren im Amt
3. Zugeben nur der ohnehin beweisbaren Fakten
4. Niederlegung aller Ämter um "weiteren Schaden von der Institution abzuwenden"

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