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Augen(rück)blick

Dieser Text ist die schriftliche Version eines Podcasts, den ich zum einjährigen Jahrestag meiner Augen-OP plane. Vorsicht, der ist sehr ausschweifend ausführlich.

Angefangen hat die ganze Geschichte irgendwann im Januar 2010, als es empfindlich kalt war, und ich irgendwann einfach einen leichten Grauschleier im linken Auge festgestellt habe. Das hatte was von unsauberer Brille, blieb aber auch ohne Brille da. Das Internet, was ich dazu befragt hatte, meinte, das könnte ein Blutgefäß sein, was da kaputtgegangen wäre, und nach nem Jahr wieder okay sein. Dafür wollte ich dann nicht zum Augenarzt, um da nen halben Tag zu opfern. Wär ja eh nichts. Dachte ich.

Weiter ging es dann Ende Mai, bzw. Anfang Juni, als innerhalb einer Woche mein (linkes) Auge erst schwarze Balken oben und unten entwickelt hat, und die dann immer weiter ausgedehnt hat. Ernsthafte Sorgen hab ich mir dann auch bald gemacht und dann beschlossen, am Freitag (4.6.) mal beim Augenarzt vorbeizuschauen.

Da gab es dann erst die Vermutung, dass ich nen Grauen Star (Linsentrübung, taucht später nochmal auf) haben könnte, der sich aber mit großgetropfter Pupille nicht bestätigt hat. Stattdessen bekam ich zu hören, "das sieht gar nicht gut aus", und dass ich mir eine Netzhautablösung (medizinisch: Amotio Retinae) in der Geschmachsrichtung Ganz Übel zugelegt habe. Dafür gab es dann gleich die Empfehlung, dass ich ins Krankenhaus gehen sollte ("in der gleichen Straße", nur 350 Hausnummern weit weg). Im Krankenhaus gab es dann eine Vorzugsbehandlung insofern, als alle anderen Besucher der Ambulanz etwas von vier Stunden Wartezeit erzählt bekamen, ich aber sofort drankam, um dann von der nächsten Ärztin zu hören, wie wenig gut meine Netzhaut aussähe, und an deren Chefärztin verwiesen zu werden, die das dann auch nochmal gesagt hat. Eigentlich hätten die Ärztinnen mich wohl gleich stationär aufnehmen wollen, aber dem Wunsch konnte ich entkommen, indem ich darauf verwiesen habe, dass ich nochmal nach Hause wollte. Ach ja: Zur Sicherheit hat mir die erste Ärztin auch das rechte Auge noch großgetropft, da aber keine Probleme finden können. Machte nur den Rest des Tages arg anstrengend.

Dann durfte ich also erstmal nach Hause, mit der Vorgabe, mich am nächsten Tag voprmittags wieder einzufinden zur stationären Aufnahme. Die Zeit habe ich dann noch genutzt, um den ComPod 212 aufzunehmen, den ich schon fertig im Outliner liegen hatte, zuhause die Waschmaschine zu beschäftigen, und zwischendurch im Apple Store nach dem iEye zu fragen, was dort aber unbekannt war.

Am Samstag, 5.6. habe ich mich dann von einem Taxi zum Krankenhaus bringen lassen (Wäsche, die für bis zu zwei Wochen reichen sollte ist schwer), dort dann erstmal eingecheckt, und das Haus, das Verrückte schafft von innen erlebt. Auf der Augenstation (Haus 5, 2. Stock) war unerwartet kein freies Bett, aber in der Augen-und-Kieferstation ein Stockwerk tiefer gab es ein Plätzchen für mich. Für mich überraschend wuselte dann auch gleich eine Servicekraft vorbei und hat sich nach meinen Essenswünschen erkundigt. Das war insofern überraschend, als im UKE, wo ich knappe zwei Jahre davor an nem Samstag gelandet bin, erst am Montag die Essensbestellungen aufgenommen wurden.

Irgendwann (ich vermute Samstag, finde im Blog dazu aber nichts) gab es dann noch eine schmerzhafte Überraschung: Eine Cortison-Spritze per Venenzugang im rechten Ellenbogengelenk. Das Cortison kannte ich bis dahin nur als ultimatives Kopfschmerzmittel bei Hirdndruck, aber offenbar kann das Zeug auch eine gelöste Netzhaut geschmeidiger machen. Der Zugang hat mich allerdings so sehr genervt, dass ich mich bei der Visite darüber beschwert habe, und den danach im Schwesternzimmer wieder loswerden durfte. Am Abend durfte ich nochmal ein Stockwerk höher beim Professor antreten, der gerade über der OP-Planung saß, und sich meine Netzhaut ansehen wollte (da hatte nur niemand dran gedacht, das Auge großzutropfen). Im OP-Plan stand bei mir was von einer komplizierten Situation (für den Fall, dass drei "das sieht aber gar nicht gut aus" nicht gereicht hätten).

Am Montag (7.6.) war dann für mich OP-Tag angesagt, was damit losging, dass ich als erstes den Nachtarzt geärgert hatte, der die Cortison-Spritze ohne Nadel dabei hatte, und entgegen der Aussage einer Schwester (sinngemäß: "Das ist eine der letzten Sachen, die der macht am Tag, da macht der keinen neuen Zugang") mir einen neuen Venenzugang im linken Handrücken verpasst hat, und dann das Cortison. Das hat dann später wenigstens den Anästhesisten davon befreit, mir erst noch nen Zugang legen zu müssen. Dann wurde es ruhig, wenn man davon absieht, dass ich mal wieder nervös war (da einen abschaltbaren Kreislauf haben, wäre nett), versucht hatte zu schlafen, und durch nen neuen Zimmernachbarn effektiv daran gehindert wurde. Immerhin hatte ich den Schwestern gut genug kommuniziert, dass ich ne Vorwarnung brauche, dass sie sich 11:45 angekündigt haben, so dass ich noch schnell auf Klo konnte, bevor ich das Dormicum verpasst bekam. Die eigentliche OP hat dann auch nicht eine, sondern zwei Stunden gedauert, aber ich war dann erst 16:47 wieder in der Nähe von Twitter, als ich wieder zurück kam. Immerhin hab ich da noch ein paar Dinge gelernt: Der komische Geruch im Mund nach eienr OP kommt gar nicht von der Beatmung, sondern vom Narkosemittel. Beim Aufwachen braucht mein Gedächtnis länger, bis es wieder was merkt, ich hatte offenbar schon nach ner Ente gefragt, bevor ich mich daran erinnern konnte.

Nach der OP war meine Hornhaut links so rau, dass das Auge sich ständig angefühlt hat, als hätte ich da Sand drin, weshalb ich den Rest des Montags lieber mit beiden Augen geschlossen und im Schlaf verbracht habe. Dadurch habe ich zwar verpasst, dass am Montag Abend hiesiger Zeit Steve Jobs das iPhone 4 mit Retina-Disoplay angekündigt hat, aber über die Ironie konnte ich dann am Tag danach noch oft genug den Kopf schütteln.

Am Freitag (11.6.) hätte ich eigentlich entlassen werden sollen, wenn nicht morgens erst mein Kreislauf nicht da gewesen wäre, dann mein Augeninnendruck bei 30 gewesen wäre. Da gab es dann eine Tablette mit der Aufforderung, die sofort zu nehmen, und später nochmal zur Nachmessung anzutreten. Die sah dann auch besser aus, aber entlassen wurde ich an dem Tag trotzdem nicht mehr. Stattdessen habe ich Abends das erste Mal wieder ernsthaft das Auge belastet, und festgestellt, dass es nach dem Öffnen erstmal 90 Sekunden lang bunte Farbeffekte lieferte, bis es sich dann aber doch zur Funktion überreden ließ. ICh war dann total fasziniert davon, dass das Auge wieder sehen konnte, dass ich leicht debil über den Krankenhausgang geschlichen bin, und total fasziniert war.

Am Samstag durfte ich nach einer erfolgreichen Druckmessung dann nach Hause, wo ich erstmal einen Podcast zusammengebaut habe (ComPod 213), und danach in Richtung Garstedt zum Mittelaltermarkt verschwunden bin. Medikamente hatte ich da aber auch nur bis Montag, darunter Cortison-Tabletten, die bekanntlich nicht zu schnell abgesetzt werden wollen. Entsprechend war ich Montag erst bei der Augenärztin für den ganzen verschreibungspflichtigen Medikamentenkram, und danach noch drau0en unterwegs, um den zweiten Podcast für die Woche aufzunehmen.

Das Cortison hat dann noch bis 26. Juni gebraucht, bis ich die letzte halbe Tablette genommen hatte, und endlich auf nen funktionierenden Kreislauf hoffen konnte. Der hat dann aber noch ne Weile gebraucht.

Die nächste unangenehme Überraschung hatte ich dann am 5. Juli, als die Augenärztin meinte, dass sich die Netzhaut schon wieder ablösen würde. Dank dem Silikonöl. was ich bei der OP ins Auge eingesetzt bekommen hatte, war das nicht mehr ganz so dringend zu behandeln, aber angenehmer wurde die Meldung dadurch auch nicht. Also bin ich am OP-Monatstag (Mittwoch, 7.7.) wieder zum Krankenhaus hin, hab mal das offizielle Ambulanz-Anmelde-Ritual über mich ergehen lassen, und dann wieder die gleichen Ärztinnen erlebt, dieses MAl aber ohne Vorzugsbehandlung. Dann habe ich nen neuen OP-Termin für den 15.7. bekommen, mit der Auflage, am 14. Vormittags wieder stationär einzuchecken.

Dieses Mal war ich besser vorbereitet (ich wusste immerhin, dass ich im Krankenhaus zwar ne Bescheinigung, dass ich da bin und nen Briefumschlag bekommen kann, aber keine Briefmarke. Unpraktisch, wenn der Chef ne Bescheinigung haben will, warum man nicht auf Arbeit ist.), aber auch entsprechend nervös, weil ich ja genau wusste, was mich erwartet würde. Auch bemerkenswert war der eine Stationsarzt, der nach einem Sehtest links kommentierte "dass Sie mit dem Auge überhaupt was erkennen können...". Sein Stationsoberarzt meinte aber nach einem kurzen Blick in s Auge, dass man "nichts machen" sollte. Die Verwirrung klärte sich dann so auf, dass der Oberarzt meinte, da sei gar keine OP nötig. Für eine zweite MEinung durfte ich dann auf den Professor warten (wobei ich die Wartezeit damit verkürzt habe, ein Stockwerk tiefer meine Lieblingsmitpatientin wiederzusehen, und dabei den Prof zu verpassen), und dann nochmal warten. Als er dann wieder da war, hatte er gleich noch die Ambulanz-Oberärztin dabei, die mich auch operiert hatte. Beide waren nach Untersuchung meines Auges aber einer Meinung, dass da doch nichts operiert werden müsste. Damit bleibt meine Reihe bestehen, dass ich noch nie eine OP aus dem selben Grund zweimal hatte. Für die Heimfahrt hätte ich mir ja ein Taxi leisten wollen, aber vor dem Krankenhaus stand gar keins. So bin ich dann mit zwei Bussen wieder zurückgefahren und habe am nächsten Tag meine Kollegen damit überrascht, dass ich auf Arbeit aufgetaucht bin.

Meine Augenärztin hat dann noch eine Woche später den Befund der anderen Ärzte auch bestätigt, als sie am 26.7. das Auge auch aus ihrer Sicht für nicht OP-pflichtig eingestuft hat. Über die Schwere meiens Augenproblems habe ich dann auch erst später mal nachgedacht, als ich genug Ruhe hatte. Eine frühe Zusammenfassung meiner Augengeschichte kann ich ja auch mal verlinken.

Nach einer  Netzhautablösung eine neue Brille zu bekommen, ist gar nicht so leicht, wie ich dann auch erfahren durfte, als ich bei Fielmann im AEZ war, und nicht sehr zuvorkommend behandelt wurde. Dabei waren zu dem Zeitpunkt die sieben Wochen rum, die die Ärzte angesagt hatten, dass ich die abwarten sollte nach der OP, weil sich in der Zeit die Sehschärfe noch ändern würde. Nach einiger Anstrengung hab ich dann immerhin zwar keine Brille, aber ungefähre Messwerte für eine bekommen. Dummerweise hatte das linke Auge da einen fiesen Fehler mitten in der Bildmitte, so dass die Messwerte nicht ganz richtig waren, wie ich dann später merken durfte. Immerhin hat die Ärztin mir die Werte dann bestätigt, was mich zum Fielmann Mönckebergstra0e geführt hat, für die richtige Bestellung.

Mein nächster Augenarzttermin war dann am 6. September, wo die Ärztin meinte, dass man sich langsam mal Gedanken machen könnte, ob das Öl nicht wieder aus dem Auge rausgeholt werden könnte. Jedenfalls wollte sie mich da nach dem nächsten Termin nochmal zur Überprüfung ins Krankenhaus schicken. In der Zeit habe ich auch gelernt, dass ich nicht mehr genug im Dunkeln erkennen kann, weshalb ich seitdem immer wieder auf den Sonnenuntergang schiele, um nicht in die Verlegenheit zu geraten, danach noch unterwegs sein zu müssen. Warum mich das morgens nicht so behindert, weiß ich aber auch nicht.

Nach dem September-Besuch hat das Auge wieder vermehrt Ärger gemacht, indem es 'genörgelt', also leicht geschmerzt hat, und sich auch langsam eingegraut hat. Wobei ich mir das auch eingebildet haben kann, immerhin meinte die Ärztin was von einem sich entwickelnden Grauen Star (da isser wieder. Hätte ich doch auch direkt bekommen können.). Beim Termin fiel die Netzhaut damit auf, dass sie sich wohl ohne Öl wieder ablösen würde (wird nix mit Öl rausholen), dafür der Augendruck mit 28 wieder in gefährlich hohen Bereichen unterwegs war. Dagegen gab's dann die Xalatan-Tropfen und einen Druck-Termin zwei Tage später. Der Druck war dann auch brav auf 18 runter, was sich auch komisch angefühlt hat, aber immerhin keine Folge-OP mehr gedroht hat.

Weiter geht die Geschichte dann damit, dass mir im Februar aufgefallen ist, dass immer öfter, wenn ich das Auge schlie0e, ein heller Streifen durchs Bild schwappt. Fand ich komisch, aber nicht besorgnisserregend, weil die Netzhaut dank Öl ja nicht weg kann. Am 14. 3. durfte ich dann wieder bei der Ärztin antreten, wo sich wieder eine ähnliche Situation ergeben hat: Die Netzhaut droht wieder mit Ablösung, wenn das Öl weg ist, weshalb das Öl bleiben muss, und die Folgen davon eingefangen werden müssen. Dazu gehörenm der Graue Star, der sich irgendwann zu nem OP-Termin ausdehnen dürfte, und der Augendruck, der mit Tropfen in Schach gehalten werden will. Immerhin hab ich bei dem Termin gleich eine Dreier-Packung Xalatan verschrieben bekommen.

Und der (vorläufig) letzte Punkt ist am 18.5. gewesen, als ich wieder nen Termin hatte. Augendruck war auf 27 hoch, und bei der Netzhaut hatte sich nicht viel verändert. Meine Sehfähigkeit ist aber auf runde 5% (oder weniger) runter. Bei dem Augendruck war die Ärztin aber nicht glücklich, weshalb sie mir DuoTrav gegeben hat, wo neben dem Prostaglandin-Wirkstoff noch ein Beta-Blocker enthalten ist, dessen Nebenwirkungen alleine schon depressiv machen könnten: Kreislauf wird schwächer (ich liebe warme Tage. NICHT.), Kurzatmigkeit, Depressionsneigung. Dazu dann noch der Dauerhusten vom Prostaglandin, was vermutlich ein latent vorhandenes Asthma geweckt hat, macht mir der Kram keinen Spaß.

Was jetzt noch offen ist: Irgendwann in näherer Zukunft durfte die Linse so eingetrübt sein, dass sie getauscht werden muss (Grauer Star wegen Augendruck und Öl), der Augeninnendruck steigt bisher immer weiter trotz entsprechender Gegenmittel, und die Netzhaut droht mit neuer Ablösung, wenn ihr jemand das Öl wegnimmt. Ob es da eine gute Langzeitlösung gibt, weiß ich nicht. Aber dank Beta-Blocker habe ich einen weiteren guten Grund, das alles nur negativ zu sehen. Wirklich viel zu feiern finde ich am OP-Jahrestag jedenfalls nicht, auch wenn ich meine OP-Vorbereitungscheckliste jetzt dauerhaft aktiv lasse.

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