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Grawellen

Spannende, wenngleich vermutete Meldung: Die LIGO-Detektoren haben bereits im vergangenen Jahr Gravitationswellen gemessen. Das haben heute die Forscher öffentlich verkündet. Warum zwischen Messung und Meldung so viel Zeit vergangen ist, dürfte daran liegen, dass die Forscher erstmal sicher sein wollten, ein echtes Signal gemessen zu haben, das dann alles sauber aufgeschrieben, eingereicht, geprüft und jetzt veröffentlicht haben. Gerüchte über die Messung gab es entsprechend bereits eine Weile.

Mit den Gravitationswellen ist nun auch die letzte bisher unbewiesene Vorhersage der allgemeinen Relativitätstheorie von Einstein nachgewiesen worden. Einstein selbst ging wohl nicht davon aus, dass diese winzigen Verschiebungen in der Raumzeit messbar wären, aber da lag er nun doch falsch.

LHC: Wirklich an

Spannende Meldungen aus dem CERN: Wenn alles glatt geht, steht heute (ich schreibe den Text hier am Vorabend) die erste LHC-Füllung für Physik-Messungen an. Oder wie es in technischer Formulierung aussieht: Machine Mode: Proton Physics, Beam Mode: Stable Beams. Und das alles bei der neuen Energie von 6,5 TeV pro Beam, also 13 TeV insgesamt. Geplant sind erstmal nur drei Protonenpakete pro Beam, was im Vergleich zu den theoretisch möglichen 2880 Paketen noch eher wenig ist. Aber nach dem Beginn der Physik-Läufe werden die Techniker die Anzahl Protonen schrittweise erhöhen, was dann auch den Physikern die absurd riesigen Datenvolumen aus Kollisionen ermöglichen wird, damit die darin finden, was auch immer sie finden können. Vorschläge dazu gehen in Richtung möglicher Supersymmetrie, so dass die bisher bekannten Teilchen nur die Hälfte (oder gar ein Viertel) der existierenden Teilchen wären. Oder es könnte erste Hinweise darauf geben, wo die 'Dark Matter', die Dunkle Materie versteckt ist, die irgendwas in der Region von 95 Prozent der MAsse des bekannten Universums ausmacht. Oder es taucht irgend etwas auf, was bisher keine Theorie vorhersagt.

Das spannende an der Grenze der bekannten Physik ist, dass wir schlicht nicht wissen, was dahinter liegt.

Update von Mittwoch: Es ist nicht ganz so glatt gelaufen wie gehofft. Der erste Versuch mit drei Bunches pro Beam ist im Ramp irgendwo bei 6 TeV durch ein Software-Problem gedumpt worden, aber da haben die Techniker erst gesucht, ob sie das schuldige Stück Software finden und erschießen können, und es danach gleich nochmal versucht. Da sind dann wieder drei Bunches im LHC gelandet, auf 6,5 TeV gebracht worden, rund um die Experimente auf Minimalgröße gequetscht (Squeeze), und letztlich zur Kollision gebracht worden. Und um 10 Uhr 40 gab es dann endlich wieder Beam Mode: Stable Beams. Von den Freudenausrufen, die da am CERN und an allen interessierten Bildschirmen ausgebrochen sein dürften, habe ich nichts gehört, aber selbst ein besonders breites Grinsen zur Schau getragen. Oh, und dann ist mir aus dem CERN glatt noch ein Podcast begegnet. Bei 'In Particular' erzählen Leute rund um das ATLAS-Experiment (eins der beiden großen Instrumente ohne besondere Spezialisierung), in der ersten Episode davon, was sie erhoffen, dass im gerade begonnenen Run 2 gefunden werden möge. Weitgehend einig sind sie sich, dass irgend etwas Unerwartetes toll wäre. Ich verweise da einfach mal auf meine Einschätzung weiter oben.

LHC Restarted

Erbauliche Neuigkeiten vom LHC: Nachdem noch vor Kurzem ein Kurzschluss in einem Magneten den Betrieb zu behindern drohte, haben sich letzte Woche Techniker darum gekümmert, und das Metallteil weggeschmort. Das hab ich diese Woche im Podcast auch schon verwurstet. Was aber heute neu ist: Nachdem die letzten Systeme für den Neustart freigegeben waren, sind gestern das erste Mal seit etwas über zwei Jahren wieder ein paar Protonen komplett um den Ring geschwirrt. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der LHC nach dem Langen Stopp praktisch wie beim ersten Anschalten, eine relativ unbekannte Maschine. Entsprechend vorsichtig haben sich die Techniker rangetastet, und nur schrittweise Teile vom Ring feigegeben.

Und um schon mal journalistischen Fehlern vorzubeugen: Nein, das war nicht das erste Mal seit zwei Jahren, dass überhaupt Protonen im Ring waren, im März gab es da bereits ein paar Tests, wo Protonen vom jeweiligen Einschusspunkt bis zum nächstgelegenen Beamdump gelangen durften. Die haben nur keine ganze Runde drehen können.

Als nächste Schritte dürften die Verantwortlichen die diversen Systeme vom LHC neu einrichten, ein paar Tests mit dem Ramp fahren, bevor auch die Physiker wieder was zu futtern bekommen.

Besuch beim DESY

Am Samstag war 'Lange Nacht des Wissens' und Tag der offenen Tür beim DESY. Das heißt, ab 12 konnte man da auf dem Gelände alle möglichen Stationen besuchen, und genau das habe ich dann auch genutzt. Los ging es beim Souvenirstand, wo ich zwar nichts gekauft habe, aber die Empfehlung bekam, mit meinen Fragen aus der Nähe des LHC doch mal bei den Kontrollräumen von CMS und ATLAS vorbeizuschauen, die sich in dem Gebäude weiter hinten finden.

Also bin ich dahingewandert, konnte die erste von drei Nebelkammern bewundern, die mich an dem Tag noch treffen würden, und auch mit jemandem reden, der für die Datensammlung bei CMS zuständig ist. Nachdem der LHC ja gerade so gar nicht läuft, dachte ich, dass den Leuten doch eher langweilig sein müsste, aber die nutzen die Zeit, um ihre Software umzubauen, während beim Experiment an der Hardware gebaut wird (defekte Detektoren repariert oder getauscht, neue (verbesserte) Technik eingebaut. Da habe ich dann auch noch mit einem Wissenschaftler gequatscht, der mir verraten hat, dass das berühmte Boson sich ziemlich exakt an die Vorhersagen aus dem Standardmodell hält. Da gibt es wohl keine neue Physik, die aus den Messwerten scheint. Dafür hat CMS das Higgs inzwischen mit 10 Sigma Relevanz gemessen, ist sich also sehr sicher, dass die Messwerte wirklich von einem Teilchen stammen. Nachdem es in der Ecke nicht danach aussieht, als gäbe es Ansätze für neue Physik, haben wir dann darüber philosophiert, wo sich denn die restlichen 95 Prozent der Masse des Universums verstecken könnten. Sein Tipp war ein supersymmetrisches Teilchen, was bestimmte Eigenschaften aufweist (keine Interaktionen außer schwacher Wechselwirkung und Gravitaion, Masse irgendwo jenseits der bisher ausführlich erforschten Gebiete). Der Haken an Supersymmetrie ist ja nur, dass noch keins der damit vorhergesagten Teilchen in den Detektoren aufgetaucht ist.

Spannendes Nebenbei: CMS fährt für die Experiment-Daten eine Netzbandbreite von bummelig 2,75 Gib (Gigabit?) pro Sekunde, ließ sich im Kontrollraum auf einem Beamer beobachten.

Danach bin ich ein Stockwerkt tiefer, einen Gebäudeteil weiter zur Konkurrenz von ATLAS gewandert, wo ich kein längliches Gespräch hatte. Dafür haben die auf den Fakt hingewiesen, dass die bekannte Materie gerade mal fünf Prozent der MAsse des Universums ausmacht, Antworten auf die Frage, was denn der Rest sein könnte, habe ich aber nicht aus den Vertretern rauskitzeln können.

Auf der Tour ging es weiter mit einer Halle zu Magnetismus, Infos zu Linearbeschleunigern (wo ich dann auch die Frage loswerden konnte, was an Linearbeschleunigern so cool ist, die können da ohne störende Energieverluste Elektronen beschleunigen und relativ saubere Kollisionen bekommen, um unter anderem das Higgs genauer beobachten zu können). Außerdem hatte sich da noch ein Grill versteckt, wo es zu vertretbaren Preisen was zu essen gab. Dann gab es noch eine Halle mit Kryo-Technologie, eine Halle mit Lasern (aber ohne "Don't look into Laser beam with remaining eye"-Schild, ich bin enttäuscht), und danach die riesige Synchrotron-Experiment-Halle. In der wird mit harter Röntgenstrahlung experimentiert, für die extra Elektronen auf einen Zickzack-Kurs geschickt werden. Da gab es jede Menge zu sehen und auch anzufassen. Mir wurde es da allerdings langsam etwas spät, wobei ich vom Sonnenuntergang dank Beleuchtung nicht viel mitbekommen habe.

Wieder draußen bin ich noch an einer Ecke vorbeigekommen, wo man als Laie einen Kran bedienen konnte, und habe mich langsam (so 17:45) Richtung Ausgang orientiert. Da gab es dann noch die wenig überraschende Feststellung, dass Unmengen an Leuten mit dem Bus zur S-Bahn fahren wollten, was mich dann dazu motiviert hat, den Weg doch mal zu Fuß zu versuchen. Ich war zwar eine Weile unterwegs, bin aber letztlich doch dank ausführlicher Straßenbeleuchtung sicher angekommen. Wenn in rund zwei Jahren das nächste Mal da geöffnet ist, will ich jedenfalls wieder hin, das war zu interessant um es nicht zu wiederholen.

Nobel sein Preis

Diese Woche werden die Nobelpreise verkündet. Montag ging es mit dem Preis für Medizin los, der an drei Forscher vergeben wurde, die sich um die Erforschung des Materialtransport innerhalb der Zellen verdient gemacht haben. Weil einer der Forscher in Deutschland geboren wurde, schwafeln irgend welche Idioten jetzt davon, dass ein Deutscher den Preis gewonnen hätte. Dabei fallen nicht nur die anderen beiden Forscher hinten runter, sondern der betreffende Forscher ist sich selbst auch nicht sicher, ob er überhaupt noch die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Er ist nämlich (vermutlich vor längerer Zeit) ausgereist, und hat bestenfalls noch am Rande Verbindungen nach Deutschland.

Am Dienstag stand der Physik-Preis an, und dessen Verkündung fing reichlich spät an. Das könnte daran gelegen haben, dass einer der Preisträger ohne Telefon im Urlaub ist. Der Preis geht nämlich dieses Jahr für die Entdeckung des Higgs-Feldes und des gleichnamigen Teilchen an Peter Higgs und den Belgier François Englert von dem ich vorher irgendwie nichts gehört hatte. Die LHC-Experimente, die letztes Jahr die Beweise für die Existenz des Boson gefunden haben, gehen leer aus. Es wäre ohnehin spannend geworden, wie bei mehreren tausend Beteiligten weltweit eine übersichtliche Anzahl (ich meine, bisher hätten maximal drei Personen zusammen den Preis erhalten) ausgezeichet hätte werden sollen. Mit dem Preis für Herrn Higgs war aber nach der Entdeckung vom LHC schon gerechnet worden.

LHC: LS1-Einstieg

Wenn der Text hier erscheint ist es ziemlich genau 24 Stunden her, dass der letzte Physiklauf vor der großen Umbau-Aktion geendet hat. Seit Donnerstag früh laufen nur noch Quench-Tests, bei denen mir nicht ganz klar ist, was das konkret heißt. Davor gab es ein paar runden, wo der Beschleuniger Protonen mit 1,38 TeV aufeinanderstoßen lassen hat, die (wenn ich das richtig verstanden habe) als Vergleich zu Ionen-Kollisionen verwendet werden, und die gab es davor. 

Wenn ich das jetzt richtig gelesen habe, wird ab Samstag früh der gesamte Beschleunigerkomplex am CERN abgeschaltet, und die großen Wartungsarbeiten begonnen. Für den LHC ist das ja die erste ausführliche Wartung überhaupt, bei der Fehler beseitigt werden, die nach dem Unfall von 2008 entdeckt wurden, bei denen eine defekte Stromverbindung eine ganze reihe Geräte zerstört hat. Außerdem hatten die Experimente Zeit sich neue beziehungsweise bessere Sensoren zu bestellen, die in der zeit eingebaut werden, so dass nach dem Neustart in rund zwei Jahren dann noch mehr Daten aus dem Ring kommen, mit denen die Grundlagen der Physik noch genauer untersucht und vielleicht mal wieder erschüttert werden können. In der Zwischenzeit wird es aber vermutlich sehr still um den Beschleuniger werden, aus dem während der bisherigen Wartungsintervalle nie vele Informationen kamen.

LHC knallt Ionen auf Protonen

Da hab ich schon drauf gewartet: Gestern Nachmittag hat im LHC der erste Physik-Lauf des Jahres stattgefunden.

Beweisbild

 

Dabei werden Bleikerne und Wasserstoffkerne aufeinander zugesteuert. Warum das spannender als reine Ionen-Kollisionen ist, habe ich zwar nicht verstanden, aber so ist es offenbar.

Noch ein Beweisbild: 13 Pakete Ionen gegen Protonen

 

Das Jahr ist in Sachen Physik beim LHC jetzt nur kurz, schon Mitte Februar steht dessen Ende an, damit danach der fast zwei Jahre lange Shutdown losgehen kann, bei dem sämtliche Stromverbindungen zu den Elektromagneten erneuert werden können, einige Verbesserungen in den Experimenten vorgenommen und andere technisch notwendige Aktivitäten ergriffen werden. Zu letzteren gehört, dass Elektronik etwas weiter vom Ring entfernt wird, weil da im Betrieb Radioaktivität austritt, die nicht gut für die Funktion der Geräte ist.

LHC physikiert nochmal

Da hatte ich neulich doch falsche Informationen.Ganz offensichtlich
Ganz kurz nach dem Switch nach Stable Beams am Samstag, 15.12.2012

haben die Tests vor dem Jahresende noch Zeit gelassen für einen Ausflug in die Protonenkollisionen.

Gelesen hatte ich von der Absicht schon in der Tages-Statusrunde von Freitag. Da waren wohl zwei Tage Puffer im Zeitplan, die nicht komplett gebraucht wurden, und so gibt es nochmal einen Tag mit Kollisionen für die Experimente. Wenn ich das jetzt richtig gelesen habe, soll Sonntag Abend bis Montag früh dann aber noch irgendwas technisches (da war die Rede von pA-MD, was auch immer das sein mag) getestet werden, bevor am Montag um 6 die Winterpause ausbricht.

LHC-Jahresende

Sneaky. Da konnte ich dieses Jahr zwar zugucken, hab dann aber doch nicht bemerkt, dass beim LHC das Jahr Protonen-Physik geendet hat. Im Kalender standenfür die Tage ab Freitag noch Scrubbing-Läufe und 25ns-Tests, aber es sah so aus, als ob diese Woche noch ein paar Physik-Läufe kommen könnten. Vermutlich wäre dafür im Prinzip auch noch Platz, aber mit je 23/fb an Kollisionsdaten für die großen Experimente ist das (zwischendurch angepasste) Jahresziel von 20/fb ja locker erreicht, da muss man jetzt nicht mehr dringend ran. Was dann noch ansteht: Ab nächste Woche gibt es die traditionelle Winterpause, die allerdings nicht wieder bis in den April dauern soll. Denn für nächstes Jahr steht noch an, dass irgendwas mit Blei-Ionen stattfinden soll, wobei ich nicht sicher bin, ob Ionen mit Ionen oder mit Protonen kollidieren sollen. Und danach steht dann der LS1 genannte lange Wartungsstopp an, bei dem für 1,5 Jahre der LHC aus bleiben wird, sämtliche Splices (was auch immer das auf deutsch sein mag) überprüft oder gleich repariert werden sollen, und diverse Upgrades an der Technik am und im Ring und den Experimenten anstehen. Und dann soll es 2015 erst wieder weitergehen mit der Physik im LHC. Insofern hoffe ich, dass dann jetzt alle Daten der Protonenkollisionen eingesammelt sind, die die Physiker brauchten, denn so bald gibt es da keinen Nachschub.

Higgscovery

Ich mach's kurz: Wenn ich das gerade nicht völlig falsch verstehe, wurde gerade offiziell verkündet, dass das Higgs-Boson gefunden wurde. CMS hat da zumindest in einem Ergebnis 5 Sigma Signifiganz erreicht, die wohl für ein offizielles Ergebnis nötig sind. ATLAS verkündet gerade noch, wenn die auch ein positives Ergebnis haben, dürfte es ziemlich offiziell sein.

Update: ATLAS hat danach präsentiert. Die haben zwar mehr Kollisionsdaten als Basis gehabt, aber weniger Mess-Kanäle verwendet. Im Ergebnis hat aber auch ATLAS ein Boson bei ungefähr 125 GeV gemessen mit 5 Sigma Signifikanz. Die genauen Massen beider Experimente stimmen nicht überein, da dürften weitere Auswertungen und mehr Daten hilfreich sein. Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass es stark danach aussieht, dass das Higgs-Boson nachgewiesen wurde (siehe auch das CERN-Bulletin dazu). Die genauen Details müssen aber noch geklärt werden.

Und noch ein Update: Die ganze Veranstaltung fand ich am besten bei Resonaances live dokumentiert, und inzwischen sind auch schon die ersten Bewertungen eingetrudelt. Einerseits verhält sich das neue Boson wohl sehr weitgehend so, wie die Vorhersagen für das Higgs erwartet haben, ist das andererseits noch nicht offiziell sicher. Womit dann auch die Frage für mich geklärt ist, was der LHC mit der restlichen Zeit dieses Jahr machen soll, die ja im Plan dafür vorgesehen ist, so viele Kollisionsdaten in den Experimenten abzuliefern wie möglich. Das Ziel war von Anfang an, bis zum Jahresende eine klare Aussage treffen zu können, ob es das Higgs-Boson gibt, und die ist mit der Veröffentlichung jetzt nur oberflächlich beantwortet. Und dann ist da noch die dumme Berichterstattung, die Higgs dauernd als 'Gottesteilchen' bezeichnet, wozu mir im Netz ein Bild begegnet ist:


Higgzzle

So langsam beschleicht mich das Gefühl, dass am Mittwoch vom LHC eine große Entdeckung bekanntgegeben wird. Und nein, der Champagner ist da nur ein Puzzleteil. Der könnte noch in die 'machen wir jedes Mal'-Ecke gehören. Dass eine Reihe wichtiger Physiker (darunter ein gewisser Herr Higgs) eingeladen wurden, fällt dann schon in die 'Hmmmmmmmmmmmmmmm.'-Kategorie. Wirklich spannend wird es für mich aber, wenn ich lese, dass am Mittwoch NO 8:30 meeting stattfinden soll. Das ist eigentlich das tägliche LHC-Statusmeeting, das findet auch an Wochenenden und Feiertagen statt, wenn der LHC in der Zeit in Betrieb ist. Dass das Meeting ausfällt, fällt für mich in die Kategorie 'Big Fucking Deal'.

Ich guck mal in meine Kristallkugel, und vermute mal, dass der Herr Higgs offiziell 'sein' Teilchen angekündigt bekommt. Darüber, welches Experiment da was gesehen haben könnte, habe ich so gar keine Gerüchte gelesen. Wenn ich das als Information interpretieren soll, rate ich mal, dass wohl sowohl CMS, als auch ATLAS das Higgs-Teilchen gefunden haben könnten. Es könnte dann noch sein, dass die Experimente über Details des Teilchens nicht einig wären (ich meine, im Dezember passten die Daten nicht ganz zusammen), da wäre noch spannend, was dann passieren würde. Und dann hoffen die Physiker wohl darauf, dass das Higgs-Boson irgend welche unerwarteten Eigenschaften aufweist, weil das dann hieße, dass das Standard-Modell eben noch nicht das Ende der Forschung bedeutet.

Davon ganz abgesehen, stellt sich mir noch die Frage, was mit dem LHC passiert, wenn tatsächlich schon das Higgs-Teilchen gefunden wäre. Die Planung für das Jahr war eigentlich darauf ausgelegt, dass bis zum Jahresende die Daten eine klare Aussage über dessen Existenz ermöglichen können sollten. Wenn nun schon im Juli geklärt wäre, dass es das Boson gäbe, müsste man nicht so sehr auf Kollisions-Mengen achten. Aber erstmal bleibt abzuwarten, was am Mittwoch verkündet wird.

Update: Als der Text hier schon fertig war, ist mir dann noch dieser Bericht begegnet. Der klingt ja nun nicht nach einer definitiven Verkündung. Mal sehen, was stimmt.

Hirücht

Aus der 'Wenn es stimmen sollte'-Ecke gerüchtet es, dass am 4. Juli vielleicht die Entdeckung des Higgs-Boson verkündet werden könnte.

Nun bin ich zwar kein Physiker, hab aber bei Apple-Geschichten öfter mit Gerüchten zu tun. Da nehme ich mir mal das Recht raus, dieses Gerücht ein wenig zurechtzurücken. Klar ist, dass an dem Tag eine längere Veranstaltung stattfindet. Dass es sich dabei um die offizielle Higgs-Meldung handeln würde, ist schon Interpretation des Gerüchterstatters. Was ich in Sachen Higgs bisher mitbekommen habe ist, dass die Physiker an den beiden großen Experimenten am LHC (ATLAS und CMS) erst in diesen Tagen die Daten überhaupt erst ausgewertet haben, wobei ich da den Termin 'Ende Juni' im Hinterkopf habe für finale Ergebnisse. Nachdem dieses Jahr noch gar nichts veröffentlicht wurde, habe ich keine Ahnung, ob die Daten aus diesem Jahr überhaupt problemlos mit denen aus dem letzten Jahr zusammengeworfen werden können, aber ausreichend Kollisionsdaten für die berühmten 5 Sigma gibt es alleine aus diesem Jahr wohl nicht.

Und wenn ich jetzt mal annehme, dass nur eins der Experimente mit 5 Sigma Wahrscheinlichkeit eine Higgs-Entdeckung melden könnte, würde ich doch lieber abwarten wollen, bis das Ergebnis unabhängig bestätigt wird, wofür sich das jeweils andere Experiment anbietet. Klar ist ja, dass noch in diesem Jahr ein sicheres Ergebnis gefunden werden sollte, ob es das Higgs-Boson gibt, oder eben nicht. Wobei mir gerade unklar ist, was passieren würde, wenn schon im Juli ein endgültiges, unabhängig von mehreren Experimenten gemessenes, Ergebnis vorläge. Der gesamte Zeitplan für das LHC-Jahr ist ja darauf ausgelegt, so viele Kollisionsdaten wie möglich in CMS und ATLAS abzuliefern, die dann nicht mehr ganz so dringend benötigt würden.

In jedem Fall wird es erst am 4.7. eine offizielle Aussage zum aktuellen Stand geben, wie auch immer die ausfallen mag. Bis dahin kann ich nur tun, was ich mit allen Gerüchten tu: lesen und abwarten.

Stable LHC mit 4 TeV je Beam

Darauf hatte ich noch gewartet: Seit heute Nacht läuft am LHC wieder das Physikprogramm. Das war eigentlich schon für gestern geplant gewesen, aber da gab es eine Reihe (kleiner)Probleme, die die ersten Stable Beams des Jahres bis heute früh 00:38 rausgezögert haben.

Und während ich das hier schreibe, läuft schon die zweite Phase Stable Beams:

nur 47 Bunches, aber immerhin

Das Große Ziel dieses Jahr ist es ja, genug Kollisionsdaten in den beiden großen Experimenten (CMS und ATLAS) abzuliefern, damit die Forscher dann entscheiden können, ob es das Higgs-Teilchen dort gibt, wo Ende letztes Jahres vermutet wurde, dass es sich verstecken könnte. Entsprechend sollen die Kollisionsraten möglichst schnell hochgefahren werden.

LHCstart

Eigentlich hatte ich für heute auf dem Plan, dass der LHC das erste Mal im Jahr 2012 wieder Protonen rumkreisen lassen sollte. Nach allem, was ich vom Zeitplan mitbekommen habe (auf Page 1) waren die ersten Injections für 15 Uhr angesagt, wurden dann auf 17, später 17:30 Uhr verschoben. Dann hatte die Steuerungstruppe die TEDs (fragt mich nicht, wofür das ne Abkürzung ist) wieder in den Strahlenweg gefahren, so dass die Protonen zwar durch die Vorbeschleuniger und die Transferleitungen gelangen konnten, aber nicht in den Ring. Gegen 18:30 war dann immerhin für Beam 2 der TED offen, und laut Announcer gab es auch ein paar Injections. Von denen war nur auf Page 1 nichts zu sehen, vermutlich, weil die Protonen nicht komplett um den Ring rumlaufen konnten, sondern irgendwo unterwegs in ein extra aufgestelltes Hindernis geflogen sind.

Page 1-Beweisbild

Seit 19:08 v3erkündet Page 1, dass es Probleme mit 'SMP' (Symmetric Multi Processing wird's wohl nicht sein) gibt, die TEDs sind beide wieder zu, und auch der Announcer plaudert nur von irgend welchen Power Groups. Alles nicht so spannend. Ich hoffe jetzt mal, dass die Experten, die da schon arbeiten, bald das Problem lösen, und bis morgen vielleicht schon wieder Protonen in den Ring bringen, die dann erstmal ganz gemütlich da rumkreisen, bevor in etwa drei Wochen das Physikprogramm wieder anstehen soll, wenn ich den Plan richtig im Hinterkopf habe.

Update: Laut dem Page1-Beobachter waren um 00:17 beide Strahlen soweit, dass sie jeweils um den Ring gezirkelt sind.

LHC-Parameter 2012

Jetzt hätte ich fast vergessen, die Meldung von Freitag zu erwähnen: Die Parameter für den diesjährigen LHC-Physiklauf stehen fest und wurden auch schon per Pressemeldung verkündet:Wie ich vermutet hatte, wird der Beschleuniger mit 4 TeV je Strahl laufen, die Protonen-Pakete im 50ns Abstand eingeworfen. Wichtigstes Ziel dieses Jahr: Die beiden großen Experimente CMS und ATLAS sollen jeweils genug Kollisionsdaten sammeln können, um unabhängig ermitteln zu können, ob dort, wo es vermutet wurde, sich das Higgs-Teilchen findet. Wenn auf dem Weg dorthin noch weitere Entdeckungen gemacht werden, ist das sicher nicht unerwünscht, aber das Ziel dieses Jahr ist das Higgs.