Zensur, ein reales Beispiel
Nachdem ich bisher gegen die Zensurbestrebungen ja immer abstrakt argumentiert habe, habe ich heute mal via Fefe ein Beispiel aus Finnland:
1. Finnland bastelt sich eine Zensur über DNS-Manipulation.
2. Der Protagonist in dieser Geschichte scannt Hunderttausend Porno-Adressengegen einen der Zensur-Server.
3. Ganz überraschend stellt sich heraus, dass die meisten gesperrten Adressen gar keine Kinderpornos enthalten.
4. Er veröffentlicht die Liste und fragt die Polizei, was zur Hölle da los ist.
5. Antwort der Polizei: Ja, man würde auch Seiten sperren, die auf Kinderporno-Seiten verlinken. Das gibt zwar das Gesetz nicht her, aber das ist doch der Polizei egal.
6. Nachdem die Zensur von Seiten ohne Kinderpornos illegal ist, provoziert er die Zensoren mal ein wenig, und baut noch eine Funktion in seine Liste: Das werden anklickbare Links.
7. Nach einer Woche installieren die ISPs die neueste Filterliste und ganz überraschend ist auch seine Seite mit Zensurkritik zensiert.
8. Er versucht herauszufinden, ob er denn jetzt eines Verbrechens verdächtigt wird, aber die Polizei beliebt, nicht auf seine Mails zu reagieren. In den Nachrichten heißt es, es sei noch zu früh, überhaupt zu sagen, ob er mit seinem Internetauftritt ein Verbrechen begangen hätte, aber die Seite könnte als 'Kinderporno-Portal' gelten.
9. Jeder, der (in Finnland) versucht, seine Seite aufzurufen, bekommt den Hinweis, dass die Seite blockiert wurde, weil sie Kinderpornos enthalten würde. Ergo: Die Polizei beschuldigt ihn des Besitzes und der Verteilung von Kinderpornos, während er keines Verbrechens beschuldigt wird.
Und genau so etwas dürfen wir dann demnächst auch in unserer ehemaligen 'freiheitlich-demokratischen Grundordnung' erwarten. Toll, oder?
Kommentare
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Larko am :
The obvious weakness of this system is that it does not crack child pornography but on the contrary makes it even easier for pedophiles to find what they are looking for. If the police spent the same effort on manually locating actual child pornography and reporting it to their colleagues in other countries the content could be taken down more effectively.
Andre Heinrichs am :
I really don't think censoring the internet solves any problems. It's like a shopping mall where soneone traded drugs being closed down for everyone. Then no one can get to ewhere the drugs were traded before. Does that solve the problem of illegal drug trade? Obviously not.
That leads me to conclude that censoring should not even be introduced (especially as Art. 5 GG says "Eine Zensur findet nicht statt" - There is no censoring). So, I can only hope that the constitutional court will eventually remove any laws that try to change that. I will not wait for the politicians to realize they are wrong, because I don't have that much time.
Larko am :
I am safe to say that only a handful of MP's, who adopted the child porn law, understood what they were doing. Similar filters have already been suggested for gambling sites and sites carrying copyrighted material. Next thing we may notice could be that YouTube is blocked and before we even realize somebody has blocked your blog and mine.
Andre Heinrichs am :
Oh, of course the politicians don't understand what they are doing. They have their 'experts' who tell them what to vote for. In Germany those 'Experts' get told by their party's heads. And *those* don't seem to understand anything but how to get to power and remain there.
I'm quite certain that censoring infrastructure *will be misused*. That's why I'm opposing any kind of censoring, no matter how bad I find the things to be censored.
Larko am :