Kurz vor Weihnachten war dann noch in Magdeburg ein Vorfall, wo ein Mann mit nem dicken PKW auf einen Weihnachtsmarkt gefahren ist. Das hätte ja eigentlich nicht möglich sein sollen, aber aus irgend einem Grund beschloss die Polizei, ein Auto nicht einem Rettungsweg stehen zu lassen, wo es genau so eine Zufahrt hätte blockieren sollen. Was in den Tagen danach auch schnell klar wurde: Der verhaftete Fahrer stammt aus Saudi-Arabien, ist aber nicht Anhänger des Islam, sondern von AFD und Musk. Und wäre der Polizei und Strafverfolgern auch länger als mögliche Gefahr bekannt gewesen. Sogar eine Gefährderansprache soll es gegeben haben. Reaktion der Regierung: Man müsse irgendwas verdachtsfrei auf Vorrat speichern. Weil der Berg an Stecknadeln immer noch mehr Heu benötigt, oder was auch immer das werden soll. Ich fühle mich nicht ernst genommen.
Wie ungefähr jedes Jahr ist beim Chaos Communication Congress wieder mal veröffentlicht worden, wo es zu Datenreichtümern gekommen ist. Besonders aufgefallen sind da am ersten Tag VW, die Daten ihrer elektrisch betriebenen Autos aus unerfindlichen Gründen nicht besonders geschützt online gelagert haben (wo sie gefunden wurden). Oh, und bei der tollen elektronischen Patientenakte haben auch mal Leute Hämmerchen ausgepackt, und wenig überraschend, Löcher in der Sicherheit gefunden. Aber, hey, man muss ja keine VWs fahren, oder gesetzlich versichert sein, oder? Wo war noch gleich die Abmeldung für die ePA? Und VW, warum speichert ihr überhaupt Daten aller fahrbaren Computer? Für wie lange? Zu welchem Zweck? Und nachdem die ja offen rumlagen: wie wäre es mit einem intensiven Austausch mit Datenschützern?
Meldung aus der ‚es wäre eine Meldung wert gewesen, wenn es anders gekommen wäre‘-Ecke: der Bundespräsident hat am 27.12. verkündet, dass der Bundestag aufgelöst wird und am 23.2. ein neuer Bundestag gewählt werden wird. Formal hätte Steinmeier sich mit der „Entscheidung“ länger Zeit lassen können, aber so laufen dann zum Jahreswechsel die Prozesse an, die alle bis zu einem Wahltermin ablaufen müssen.
Am 25.12. wurde vermeldet, dass “ein Kabel” zwischen Estland und Finnland unterbrochen wurde. Nicht so deutlich war das Detail, dass es sich um ein Stromkabel handelt. Aber natürlich kann da nur Der Russe schuld sein. Wie bei den finnischen Glasfasern, die in Finnland finnische Bagger bei finnischen Bauarbeiten zerlegt hatten. Komisch, das wurde irgendwie nicht so breit gemeldet.
Meldung vom 24. 12.: Die Firma Lilium, die mit “Flugtaxis” ein Produkt entwickeln wollte, was kaum jemand hätte zahlen wollen, hätte Investoren gefunden. An sich war die Firma bisher nicht damit aufgefallen, dass sie ein Produkt hätte, geschweige denn eins, was irgendwer kaufen wollte. Insofern ist nicht offensichtlich, was Investoren mit so einer Firma anfangen können würden.
Das Jahr 2024 war eigentlich fast erledigt, da wurde am 19.12. vermeldet, dass in Magdeburg ein Auto auf einem Weihnachtsmarkt gefahren wäre, was zu erstmal unbekannter Anzahl Verletzter führte. Wer dann nicht Reiner Wendt ist, gab auch nicht sofort an, dass nur verdachtsfreie Überwachung Aller irgendwas hätte helfen können. Aber in den Tagen danach wurde dann klar, dass der Tatverdächtige zwar aus Syrien gekommen wäre, aber dessen Ansichten eher der AFD zugehörig wären (ernsthaft, das soll ein “Ausländer raus”-Dödel gewesen sein). Unterdessen in diesem Internetz entblödete sich der Scheinpräsident von USA (ein gewisser Shitlon) nicht, AFD-Formulierungen zu verbreiten und den Rücktritt des amtierenden Kanzlers zu verlangen. Was ich da ja vermisse: Die ganzen Überwachungsfanatiker, die dauernd von ausländischen Einflüssen auf Wahlen fabulieren, dabei aber nur solche Einmischungen meinen, die irgendwie Russland zugeschoben werden könnten. Wenn ich nicht irgendwo etwas grundsätzlich verpasst habe, gilt dieser südafrikanische Typ mit US-Staatsaangehörigkeit bisher nicht als vom Russen gesteuert. Wäre es vielleicht möglich, dass diese ausländischen Beeinflussungen doch auch aus “unserer” Richtung kommen könnten?
Habt ihr eigentlich mitgekriegt, dass am 6.11. und 12.12. die Preise für Strom am Spotmarkt absurd hoch gewesen sind? Das waren Tage mit wenig Sonnenschein und wenig Wind. Das war aber nicht alleine der Grund für die Preise. Vielmehr haben jeweils einige Kohlekraftwerke keinen Strom erzeugt, so dass wie in 2022 Gas teuer verstromt wurde, was dank der Preisfindung (der zuletzt hinzugekommene, teuerste Strom bestimmt den Preis für alle) zu den hohen Preisen führt. Anders als 2022 hatten die Preisspitzen immerhin keine großen Auswirkungen auf die Endkundenpreise, aber schön ist sowas ja trotzdem nicht. Quelle für das Ganze: Malte Kreuzfeldt hat da auf Mastodon die Daten zusammengefegt. Und jetzt stellen wir uns nur mal kurz vor, ein Konzern, nennen wir ihm mal RWF, würde seine Marktmacht gegen Stromverbraucher einsetzen…
Und dann war da am 16. Dezember die Vertrauensfrage, deren Ergebnis (nein, der Kanzler hat keine Mehrheit der Abgeordneten im Bundestag hinter sich) vorher schon absehbar war. Trotzdem haben Medien dann das Ergebnis noch als Eilmeldung verbreitet.Weil, äh. Ja, warum eigentlich? Ich verstehe ja, wenn man unerwartete Ereignisse eilmeldet, aber hier waren Erwartung und Ereignis eben nicht getrennt. Die nächsten Schritte bis zur geplanten Wahl sind übrigens auch keine Überraschungen. Die gäbe es erst, wenn irgendwas nicht eintreten würde.
Kaum war die syrische Regierung gestürzt, hat Israel Angriffe auf das Land begonnen. Wer da erwartet hat, dass sich internationale Organisationen gegen derartige Angriffe einsetzen würden, hat verpasst, dass Moral nur gegen andere Staaten geltend gemacht wird. Die Sprecher der Bundesregierung sind ja nicht müde geworden mit der Behauptung, Israel würde sich verteidigen. Wobei bei Syrien mir keine Begründung einfallen würde, inwiefern man behaupten könnte, Israel wäre von dort angegriffen worden. Und das ist dann auch mal internationalen Experten aufgefallen, deren Hinweise darauf, dass das Völkerrecht Krieg allgemein blöd findet, und nur eine Ausnahme macht, wenn ein Staat angegriffen wird. Nebenbei darf dann der angegriffene Staat trotzdem nicht beliebig viel Gewalt ausüben, was ja ebenfalls Israel vorgeworfen wird. Und bevor irgendwer von Antisemitismus redet: Das Recht auf Krieg (Ius ad bellum) wie auch das Recht im Krieg (Ius in bellum) sind eigentlich international längst ausdiskutiert und wer sich daran nicht halten will, wird ansonsten nicht gelobt oder auch nur verteidigt.
Erinnert ihr euch noch daran, wie in August 2022 aus Dortmund gemeldet wurde, dass Polizei einen Geflüchteten getötet hat, äh, nach einem Polizeieinsatz ein Geflüchteter verstorben ist? Wo erst Pressesprecher der Täter Behauptungen aufgestellt hat, in den Wochen danach aber bekannt wurde, wie wenig Realität in den Meldungen enthalten war. Da hat Dezember 23 ein Gerichtsverfahren gegen die fünf Täter der offensichtlichen Tötung begonnen, was an 12.12.24 mit einem Urteil zu Ende gegangen ist. Stellt sich raus: das Gericht befindet, dass da niemand irgendetwas gemacht hätte, was bestraft werden könnte. Stattdessen wurde noch dem Getöteten vorgeworfen, dass der nach seiner Erschießung sich noch „wehrig“ und „renitent“ bewegt habe. Und dann soll man das gerecht finden?
Juristische Meinung dazu: Strafrecht wäre nicht geeignet, solche Fälle zu klären. Frage ich mich nur, was denn dann helfen könnte. So kommt bei mir die Botschaft an das wäre ja okay.
Meldung vom 11.: die Deutsche Post AG (früher: Bundespost), die gerade eine herzhafte Preiserhöhung für ihre Dienstleistungen genehmigt bekommen hat, will dagegen klagen, dass die nicht noch mehr erhöht werden dürfen. Weil, äh, also Post ist ja noch viel zu billig, oder so. Nicht gemeldet wurde, wie teuer die Post ihre Leistungen hätte machen wollen, wenn sie gedurft hätte. Und auch nicht gemeldet: Briefe dürfen inzwischen deutlich länger unterwegs sein. Weil, äh.
Am 8. früh wurde aus Syrien vermeldet, dass da eine islamistische Armee die Hauptstadt eingenommen hätte und der bisherige Regierungschef Assad geflohen wäre. Spannender als die Tatsachen finde ich die Wortwahl mit der die Nachrichten verbreitet werden. Assad ist immer Diktator, die Übernahme der Regierung ist kein Putsch, Umsturz, Bürgerkrieg oder sonstwas. Die islamischen Kämpfer sind auch nicht Radikalislamisten, oder überhaupt Islamisten, und schon gar keine Terrormiliz. Weil, äh, Assad war bestimmt schlimmer. Überhaupt, gibt es Meldungen, was die Bevölkerung von Syrien wollen würde, und warum ist das nicht wichtig, wo doch Assad als Diktator mutmaßlich gar nicht gewählt worden sein kann? Aber, ja, erzählt mir weiter was von Desinformation, die Der Russe verbreitet. Und Nachrichtenmedien sind natürlich alle unabhängig und verbreiten nur zufällig sehr ähnliche Geschichten.
Am 4.12. beginnt eine Geschichte, wo die Reaktionen viel spannender waren als die eigentliche Nachricht: Eine unbekannte Person hat dem Vorstandschef einer US-Krankenversicherungsfirma in New York aufgelauert, es "lösten sich Schüsse" und der CEO "wurde reanimationspflichtig" (Wortwahl jeweils in Anlehung an die, derer sich hierzulande Pressestellen von Polizeien befleißigen, wenn die gerade mal wieder jemanden getötet haben). Die Polizei in New York hat dann zwar nach dem Tatverdächtigen gesucht, ihn aber nicht gefunden.
Das war der langweilige Teil. Spannend wurde es bei den Reaktionen, wo großräumig Häme über den Getöteten ausgekippt wurde, dessen Firma unter seiner Verantwortung gehäuft Kranken jegliche Bezahlung ihrer Behandlung vorenthalten hat (und damit eine nicht genauer ermittelte Zahl Toter zu verantworten hätte, wenn der denn Verantwortung übernähme). Auch die Polizei scheint nur begrenzt motiviert, den Täter zu fangen, eine ersate Belohnung von 10 tausend Dollar lag deutlich unterhalb einer Summe, die Kranke für ernsthafte Behandlungen trotz "Versicherung" beahlen müssen. Was sich auch recht schnell herausstellte: Sollte der Täter vor Gericht gestellt werden, könnte es schwierig werden eine Jury zusammenzustellen, weil in USA wohl fast jeder schon mal mit unwilligen Versicherungen zu tun hatte. Oh, und andere Krankenverischerungen, die gerade besonders eklige Änderungen angekündigt hatten (wie lange Narkose bezahlt würde, würde die Versicherung festlegen. Sollte eine OP länger dauern, zahlt man halt einfach nicht.) wurde dann kurz nach der Tat zurückgenommen.
Ich sehe da einen Baustein in der zukünftigen Entwicklung. Bisher haben sich Firmenchefs un Politik ja durch immer härtere Überwachung und (besonders in USA) immer militärische Polizei versucht vor dem irgendwann ausbrechenden Volkszorn zu schützen. Nun hat ein Einzelner mal einen Einzelnen getötet, und es wird offensichtlich, dass größere Bervölkerungsschichten mit der Situation sehr unzufrieden sind, und dann eben auch Selbstjustiz positiv bewerten. Wenn sich Reiche und Politiker nicht permanent in Bunkern verstecken wollen, und die Bevölkerung gewaltsam niederschlagen, dürfte es dringend Zeit sein, Alternativen zur Ist-Situation zu finden. Letztlich sind "wir" eben doch deutlich mehr, wie ein früherer Lehrer immer mal hinwies. Und wenn "wir" irgendwas nur stark genug ablehnen, können "sie" das eben nicht durchsetzen. Siehe auch DDR, Fall der. Mauer, Fall der und Revolution (und nicht mal zwingend friedliche). Ob Franzosen wohl etwas dazu beitragen wollen, wie ein Volk Könige loswerden kann? Da gab es doch mal ein paar Ereignisse vor vielen Jahren.
Meldung vom 4.12.: Nachdem die US-Telefonnetzbetreiber über deren offizielle Schnüffelschnittstellen aufgemacht wurden, empfiehlt sogar das ansonsten für Überwachung argumentierende Föderale Büro von Investigation (FBI), Nutzer mögen doch verschlüsselte Datenübermittlung nutzen. Nun ist FBI bisher nicht damit aufgefallen, Verschlüsselung gut gefunden zu haben, siehe FBiOS, als die Apple zwingen wollten, ein iPhone aufzumachen auf dem nichts drauf war. Für übertragene Daten ist weniger FBI, und mehr NSA als ungesund interessiert aufgefallen, von denen mir keine Wortmeldung bekannt ist.
Und dann war da noch Australien, wo im Eilverfahren durch das Parlament geprügelt wurde, dass Personen unter 16 Jahren keinen Zugang zu social Media heben dürften. Was einerseits von Leuten befürwortet wird, für die jegliche Computer-Sachen irgendwie Böse sind, und die selbst ihrem Nachwuchs soziale Medien nicht wegnehmen können. Negativ sehen das Leute, denen auffällt, wie wenig hilfreich es sein wird, wenn dann mit 16 plötzlich und unvorbereitet alle sozialen Medien zugänglich werden. Wo doch 16-jährige auch nicht dafür berühmt sind, unemotional angesprochen werden zu können. Und auch dagegen wenden sich diejenigen, die fragen, wie das denn alles kontrolliert werden soll. Müssen Xitter, Meta, Ticktack und Co alle Ausweise aller Nutzer speichern? Oder sollen die Internetzugangsanbieter Zensursulanische “Stopp-Schilder” verbreiten? Das wird bestimmt nie Nebenwirkungen haben. Aber bei dem Eilverfahren konnten die Fragen leider nicht vorher geklärt werden, und in dem Jahr, bis die Regelung gelten soll, dürfen dann Andere auswürfeln, was man denn da tun könnte, beziehungsweise, was eben nicht geht. Tolle Sache.