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Lush

Die russische Raumfahrt hatte in jüngerer Zeit eine Reihe von Problemen. Da war erst die Sojus an der ISS, deren Kühlsystem ausgelaufen ist, dann hat eine Progress (also Sojus ohne besatzung) ähnlich ihre Kühlung verloren. Jetzt wollte man eine Landemission zum Mond schicken, wo aber am Samstag, 19. erst eine Anomalie vermeldet wurde, die dann am 20. zum Absturz der Sonde geführt hätte. Ich würde ja Mitleid empfinden wollen, aber nachdem die russische Raumfahrt woe die ganze russische Politik eher isolationistisch auftritt, frage ich mich eher, ob friedliche Kooperation in den letzten Jahrzehnten nicht erfolgreicher gewesen ist.

Voytakt

Und dann war da noch eine Geschichte von der NASA. Da ist ja mit den Sonden Voyager 1 und 2 eine der längeren Missionen in einem Status, der zwar nicht mehr viel Aufwand erfordert, aber doch eine Reihe Personen und Technik (Deep Space Network) beschäftigt. Da war es im Juli beim Kontakt zu Voyager 2 dazu gekommen, dass die Sonde den Auftrag bekam, sich etwas zu drehen, was dazu geführt hat, dass sie die Funkverbindung nicht mehr halten konnte (das Signal der Sonde ist ohnehin schon nicht so stark, umgekehrt hört die Sonde die Erde wohl auch nicht so gut).

NASA hat aber bei der Veröffentlichung gleich darauf hingewiesen, dass der verlorene Kontakt nicht zu einem riesigen Problem werden muss. Weil die Voyager-Sonden automatisch die Ausrichtung zur Erde prüfen und wiederherstellen können, bei Voyager 2 wäre das zum 15. Oktober das nächste mal. Außerdem haben sie weiter versucht, ob sie nicht doch eine Verbindung hinbekommen können. So wurde noch am 3. August veröffentlicht, dass ein Heartbeat-Signal empfangen wurde. Danach wurde dann mit möglichst hoher Energie ein Befehl gesendet, mit dem die Sonde ihre Ausrichtung korrigieren können sollte. Am 5. August hat NASA dann auch melden können, dass der Kontakt zu Voyager 2 wieder hergestellt werden konnte. 

Starlater

Meldung von 2: Der eigentlich für demnächst geplant gewesene Termin des ersten Starts eines Boeing Starliner mit Besatzung ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Es gibt da wohl mehrere Probleme, die jetzt erst bemerkt wurden: einmal ist Kabelisolation brennbarer als erlaubt, und dann ist bei den Fallschirmen die Tragkraft nicht korrekt ermittelt worden. Falls ein Fallschirm nicht öffnen würde, könnten die anderen Fallschirme die Last nicht aushalten. Bevor beides nicht behoben wurde, sollte kein Start versucht werden. 

Starsholge

Dass Spaß-Icks mit dem ersten Testflug des kompletten Starship-Stacks nicht komplett erfolgreich war, konnte man ja schon vier Minuten nach dem Start mitbekommen haben, als die Stufen sich nicht trennten, und das Teil mehr getaumelt ist, bevor es sich explosiv zerlegte. Aber ein paar der Probleme kamen erst in den Tagen danach raus. So hat die Rakete mit ihren insgesamt 33 Triebwerken die Startrampe dann doch mehr zerstört als Leute gehofft hatten. Das ging auch so weit, dass größere Betonteile in der Umgebung rumflogen und die zu nah an der Rakete platzierten Treibstofftanks mit unvorhergesehenen Verformungen vershen haben, sowie Autos, die ebenfalls reichlich demoliert wurden. Ach, hätten doch nur Raketenwissenschaftler in den letzten hundert Jahren so Dinge wie Flame trench oder Sound Suppression entwickelt... Oh, haben die? Hmmm.

Und dann gab es noch ein Problem, was weniger offensichtlich war, aber das Flight Termination System hätte den Flug wohl schon früher beenden sollen, hat aber irgendwie keinen bleibenden Eindruck bei der Rakete gemacht. Das ist schlecht, weil eine nicht mehr kontrollierbare Rakete, die dann nicht sicher gesprengt werden kann, könnte ihre Flugerlaubnis sehr schnell loswerden. Da dürften die Aufsichtsgremien berechtigt humorfrei sein. 

Starshibumm

Am 20. war der zweite Termin, an dem SpaceX versuchen wollte, die neueste Rakete (Starship) testweise zu starten. Von Starship waren vorher immer nur die Oberstufen geflogen, von daher war die Erwartung von Anfang an, dass kein kompletter Flug das wahrscheinlichste Ergebnis sein würde. Und so kam es auch. Die Rakete ist erstmal wie geplant abgehoben, hat dann in Vorbereitung der Stufentrennung eine Drehung seitlich hingelegt, dann aber irgendwie nicht die Triebwerke abgeschaltet, und vor allem nicht die Oberstufe abgetrennt. Stattdessen ist das ganze System dann erstaunlich lange ziemlich torkelnd unterwegs gewesen, bis irgendwas explosiv den Flug beendet hat. Vom Nachschauen des Livevideo hoffe ich ja, dass jemand der Rakete ihre Selbstzerstörung befohlen hat, aber es kann auch sein, dass die das ohne expliziten Auftrag geschafft haben könnte. Update: Leertaste-X meldet, das Flight Termination System hätte die Explosion herbeigeführt. 

Einerseits war das kein erfolgreicher Erstflug, aber andererseits hat gerade SpaceX gezeigt, dass man aus Fehlschlägen immer noch reichlich lernen kann, und die Fehler dann nicht später wiederholt. 

Kommen und Nicht-Kommen: ISS Edition

Es gibt mal Neues vom menschlichen Außenposten ISS: Und zwar ist am 26. planmäßig die unbesetzte Sojus MS-23 als Ersatz für die nicht mehr zuverlässige Sojus MS-22 an der Station angekommen. Am nächsten Tag hätte eigentlich Crew 6 mit einer Dragon-Kapsel starten sollen, das ist aber gute 2 Minuten vor dem Start abgebrochen worden, weil es mit dem System zur Triebwerkszündung nicht näher erklärte Probleme gegeben hat. Womit dann auch mal SpaceX einen Besatzungs-Start abgebrochen hat. Das kannten wir bis dahin eher vom Shuttle. 

Immerhin ist die Dragon-Kapsel von SpaceX dann zwei Tage später erfolgreich gestartet, und hatte 'nur' mit einem Problem zu kämpfen, wo Sensoren gemeldet haben, die Andock-Systeme für die ISS wären nicht in der richtigen Position für das Docking. Aber dann ist die Kapsel doch erfolgreich an der ISS angekommen.

Progreck

Meldung aus der 'hatten wir das nicht gerade erst im Dezember?'-Ecke: Ein russisches Raumfahrzeug an der ISS hat ein Leck in einem Kühlsystem entwickelt. Anders als im Dezember war diesmal keine Kapsel für Menschen betroffen, sondern eine Progress, die da schon ein paar Monate angedockt war, und demnächst mal ohne Besatzung ablegen und in der Athmosphäre verglühen sollte. Insofern ist da keine Gefahr für die ISS-Besatzung neu aufgetreten. Was allerdings sinnig sein dürfte: Ursachensuche, warum es schon wieder zu einem Leck in einem Kühlsystem eienr russischen Kapsel an der ISS gekommen ist. Das sollte ja eigentlich nicht passieren, ist nun aber binnen zwei Monaten zwei Mal passiert.

Insigde

Meldung aus der 'das kam nicht überraschend'-Ecke: Kurz vor Weihnachten hat NASA gemeldet, dass der Mars-Lander Insight schon mehrere Tage nicht mehr auf Funkkontakte reagiert habe, und die Mission wohl beendet wäre. Insight war damit rund vier Jahre aktiv auf dem Mars, hat von seinen Missionszielen leider nicht alle erreicht, aber immerhin reichlich seismische Messdaten egliefert. Die Temperatursonde HP3, die sich eigentlich in den Marsboden eingraben sollte, hat das nicht geschafft, und entsprechend auch nie sinnvolle Daten übermittelt. Das Missionsende kam nun deswegen, weil die Solarpanels immer mehr von Marsstaub bedeckt wurden, und eben nicht mehr genug Energie liefern konnten, um alle Systeme des Landers zu betreiben. Das hatte NASA schon vor Monaten angekündigt, insofern hielt sich die Überraschung sehr in Grenzen.

Sojuleck

Meldung aus der 'Ohoh'-Ecke: An der ISS sind aktuell zwei Personen-Transporter angedockt. Eine Dragon-Kapsel von SpaceX und eine Sojus MS-22 vom russischen Raumfahrt-Betreiber. Bei der Sojus ist es kürzlich zu einem Problem gekommen, als eigentlich gerade zwei Russen außerhalb der ISS arbeiten wollten, und zwar ist wohl das gesamte Kühlmittel der Sojus ausgetreten. Das erste Problem an der Stelle: Es war nicht schnell ersichtlich, wo die Sojus undicht geworden war. Dann ließ sich das Leck auch nicht verschließen, so dass eben das gesamte Kühlmittel entkommen ist. In der Folge fehlt nun Kühlung für Computer in der Kapsel.

Immerhin konnte in den Tagen danach bei Untersuchungen ein Leck gefunden werden, was vermutlich von Mikrometeoriten erzeugt wurde. Es ist mit 0,8mm Durchmesser eher klein, was bei der Auswirkung trotzdem nicht akut geholfen hat. Zum Zeitpunkt, da ich das hier schreibe, ist noch nicht veröffentlicht, ob der Schaden an der Sojus als Problem für deren geplante Landung in einigen Monaten angesehen wird (und falls ja: welche Maßnahmen sich dann daraus ergeben), oder ob die Kapsel gegebenenfalls ohne Computer-Unterstützung gelandet werden soll. Akute Gefahr für die Besatzung besteht aber wohl nicht, das ist schon absehbar.

Arteminde

Meldung aus der 'alles andere wäre blöd'-Ecke: Am 11.12. ist planmäßig die Mission Artmis 1 mit der Wasserung der Orion-Kapsel geendet. Insgesamt gab es wohl ein paar kleinere Anomalien bei der Mission, aber keine gigantischen Probleme. Allerdings wird es nun bummelig zwei Jahre dauern, bis die nächste Mission fliegen wird, dann auch mit Personen in der Kapsel. 

Artemis endlich gestartet

Eine Meldung, auf die ich lange gewartet habe: am 16.11. ist endlich die Mission Artemis 1 gestartet, mit der das Space Launch System (basiert auf Grundlagen, die noch vom Shuttle übrig waren) erstmal ohne Besatzung in den Erd-Orbit und später in eine Umlaufbahn um den Mond fliegen soll. Ursprünglich war das alles schon für 2017 geplant gewesen, aber es gab immer noch einige Verzögerungen, so dass erst dieses Jahr die Rakete versucht wurde zu starten. Im dritten Anlauf hat das dann endlich geklappt. 

DART

Neues aus dem All: In der Nacht zum 27.9. ist die NASA-Sonde DART (was abgekürzt ist fü Double Asteroid Redirection Test) planmäßig mit einem im All rumfliegenden Gestein kollidiert. Das Gestein befindet sich in einer Umlaufbahn um ein größeres Stück Stein, und die Idee hinter der Mission ist, dass man aus der Änderung der Flugbahn des kleineren Steins Schlussfolgerungen ziehen kann, die auch helfen könnten, wenn ein hinreichend großes Stück Stein mal von seinem Kurs abgebracht werden müsste (zum Beispiel, weil das Gestein die Erde erreichen würde). Klar, kann man die physikalischen Grundlagen (Impulserhaltung) rechnerisch vorhersagen, aber nachdem noch nicht ausprobiert worden war, wie sich so ein im All rumfliegendes Material wirklich verhält, ist so ein Test auf jeden Fall eine Prüfung wert. wäre das Ziel zum Beispiel ein Haufen, nur locker zusammenklumpender Steine, dürfte eine Sonde beim Einschlag eine größere Menge Material davon absprengen, ohne die Flugbahn ansonsten großartig zu ändern. Dumemrweise weiß man erst, wie so ein Asteroid aussieht, wenn man eine Sonde nah genug heranfliegt. Und DART hat sein Ziel erst wenige Minuten vor dem Einschlag auf den live übertragenen Aufnahmen gesehen.

SLScrub

Unterraschung vom 29: NASAs neueste Rakete Space Launch System (SLS) hat sich daran orientiert, wo vor über zehn Jahren der Vorgänger Space Transportation System aufgehört hat, und den ersten Startversuch nicht erfolgreich fertiggestellt. Wobei für Probleme beim Wetter das eigentliche Flugobjekt weniger kann, für ein nicht nominal reagierendes Ventil in den Innereien eines Triebwerks aber schon. Und so bleiben zwei Startfenster für Artemis I, bevor größere Arbeiten vor einem weiteren Versuch stehen.

Gewebbt

Und dann war am 11. Juli spät abends (MESZ) der Zeitpunkt gekommen, wo das Space Telescope Science Institute genug Teaser fallen gelassen hatte und mit dem amtierenden Präsidenten der UsA das erste fertige Bild des neuen JWST veröffentlicht hat. Das Bild ist ein bisher nicht erreichter Blick in die Tiefe (und damit Vergangenheit) des sichtbaren Universums, aus dem man erahnen kann, wie viel mehr als die bisherigen Instrumente JWST messen können wird. Ja, die Lichter mit sechs Ausläuferrn sind wohl Sterne, alles andere sind Galaxien. Und diejenigen, die komisch verformt sind, dürften nicht wirklich so aussehen, sondern zwischen denen und uns sind schwere Objekte, die als Gravitationslinse die Lichtstrahlen abgelenkt haben. Ich rate mal: schon daraus dürften sich Positionen von nicht abgebildeten, schweren Objekten ableiten lassen. Für den Anfang ist das schon mal ganz gut. 

Starlaterflug

Das NASA-Programm für kommerzielle Besatzungsflüge zur ISS besteht eigentlich nicht nur aus der Firma SpaceX, die inzwischen vier reguläre Besatzungen zur ISS gebracht hat. Es gibt da noch ein junges Startup in der Flug- und Raumfahrtbranche namens Boeing, was sich da einen Namen zu machen versucht. Nun ist auch dieser kleinen Unternehmung gelungen eine mit Menschen besetzbare Raumkapsel zur Internationalen Raumstation zu bringen.

Aber mal im Ernst: Der Starliner, der in seinem ersten Test nicht mal den gewünschen Orbit erreicht hatte, dann einen Startversuch wegen der Tatsache absagen musste, dass ja niemand wissen konnte, dass es in Florida vereinzelt feuchte Luft geben kann, der hat nun also immerhin einen Flug zur ISS geschafft. Dass dabei schon wieder Probleme mit Triebwerken aufgetreten sind, hat immerhin die Mission nicht gefährdet, dürfte aber keine Pluspunkte bringen. Damit ist Boeing jetzt an dem Punkt, wo SpaceX mit dem Flug Demo-1 im März 2019 war. Wenn die Kapsel erfolgreich landet (ja, auf Land), wird sie noch untersucht werden, und was auch immer da rauskommt zu Folgen führen, bevor dann eine erste Testbesatzung zur ISS geschickt werden dürfte. Dafür, dass Boeing das ach so erfahrene Unternehmen mit der jahrzehntelangen Kultur der Sicherheit wäre, ist das alles schon reichlich peinlich. Das waren aber auch die 737-Max-Flieger und ihre MCAS-Systeme, die Flugzeuge beim Start in den Boden rammen wollten. Vor die Wahl gestellt, ob man mit Starliner oder Dragon fliegen wollte, würde ich im Moment den Dragon empfehlen.