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Consolidanken

Nein, sowas! Wenn man sich mal die Arbeit macht, sich die iPhone-Location-Daten genauer anzusehen, die als Bewegungsprofil in den Medien waren, dann stellt man fest, dass die Obstgeräte gar kein richtiges Bewegungsprofil enthalten. Bewegungsdaten kann man aus der consolidated.db eigentlich nur dann entnehmen, wenn man zum ersten Mal die jeweiligen Orte/Funkzellen aufsucht. Danach speichern die Obstgeräte nämlich nur dann noch Daten, wenn sich gegenüberber dem letzten Speichern etwas verändert hat. Sicher nachvollziehen kann man also aus den Daten nur, wann man zum ersten Mal an einem bestimmten Ort war (Ort im Sinne von 'laut der Ortungsdatenbank, die Umzüge von WLANs/Cell-IDs nicht zeitnah mitbekommt'). Spätere Besuche lassen sich nur erahnen.

Davon unbeeinflusst bleibt noch die Frage, warum die Daten nicht wie in anderen Caches automatisch entfernt werden nach einiger Zeit. Die Verschwörungstheorie dazu, dass Apple die Daten auf Wunsch von Geheimdiensten in den Geräten belässt, erscheint mir irgendwie unglaubwürdig. Wie bereits beschrieben, lässt sich aus den Daten eben kein Bewegungsprofil ableiten, was doch relativ einfach einzubauen gewesen wäre, wenn das die Absicht gewesen wäre. Also tippe bleibt noch die Möglichkeit, dass es sich um einen Fehler, ein Übersehen ('oh, wir löschen ja gar nicht') oder ein Zeitproblem ('löschen einzubauen hätte nen Monat Aufwand gebraucht') oder eine Datentransfereinsparung handelt. Dazu brauche ich ein paar mehr Worte. Was ich in der Berichterstattung vermisse ist eine Angabe, woher die Ortsangaben stammen. Weder WLANs, noch Funkzellen liefern von sich aus eine Angabe, an welchem Ort sie sich befinden. Wenn das iGerät die Daten selbst ermitteln wollte, müsste es erst sich selbst orten (GPS? Ohne Daten für das Assisted GPS?) und dann aus der Empfangsstärke die Position der Funkquelle erraten. Dann dürfte es aber keine falschen Ortsangaben in der Datei geben. Ich vermute eher, die Ortsangaben dürften Apples Ortsdatenbank entstammen. Dafür müsste iGerät mit der ID der Funkzelle/des WLAN sich bei Apple melden, von wo dann die Ortsdaten übermittelt werden dürften. Das dürfte jedes Mal einen Datentransfer über die Luftschnittstelle kosten. Genau den könnte man einsparen, wenn man eben nicht jede Funkzelle aus der zentralen Datenbank nachfragt, sondern sich die Antworten merkt, die man bereits erhalten hat. Entsprechend wäre consolidated.db ein Ausschnitt von Apples großer Ortungsdatenbank. Aber damit lässt sich nicht so viel Medienaufmerksamkeit erregen.

Update: Und dann hat Apple eine offizielle Q&A zu dem Thema veröffentlicht. Ich lese da jetzt im Wesentlichen eine Bestätigung meiner Überlegungen. Und dass es sich um einen Bug handelt, der demnächst[tm] per iOS-Update behoben werden soll. Arme Geheimdienste.