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FakeGuard

Neues von den RedTube-Abmahnungen. Die Veröffentlichung des Schlechtachtens der angeblichenErmittlungs-Software hatten wir ja gerade erst, das war schon ziemlich lächerlich. Am Freitag vermeldet Heise dann noch, dass ein Leser der Seite die angebliche Hersteller-Firma der magischen Stream-beobacht-Software aufgesucht hat und nur einen Briefkasten gefunden hat.Außerdem hat ein anderer Leser mal eine eigene Stream-Schnüffel-Seite gebastelt, die sich die Stream-Daten von Redtube holt, und dem Nutzer in einem eigenen Container präsentiert, der dann mitschneiden kann, wann der Nutzer was getan hat. Nachdem der feine Herr Rechtsanwalt Urmann ja bereits die temporäre Speicherung beim Streaming für eine Urheberrechtsverletzung hält, dürfte solch eine Seite wohl als ganz doll Böse bei ihm gelten.

Fassen wir also mal kurz zusammen, was wir Stand jetzt haben: Eine nicht existierende Firma hat einen Patentanwalt ein Schlechtachten schreiben lassen, in dem der die Funktion einer Software bescheinigt, ohne auch nur die Funktion der Software gesehen zu haben. Dann wird eine Briefkastenfirma (ITGuards) im Silikon-Tal eröffnet, die angeblich die begutachtete Software einem angeblichen Rechteinhaber zur Verfügung stellt. Der will dann ermittelt haben, dass Nutzer Videos bei Redtube geraubmordkopiert hätten, woraufhin der feine Herr Rechtsanwalt Daniel Sebastian mit einem Stapel IP-Adressen beim Landgericht Köln aufläuft, was von Download behauptet und daraufhin die Anschlussinhaber zu den IP-Adressen erhält. Die Liste gelangt dann irgendwie zur Regensburger Kanzlei des in Hamburg befindlichen feinen Herrn Rechtsanwalt Urmann (und Collegen), die dann die Anschlussinhaber im Dezember letztes Jahr angeschrieben haben, dass die doch mal Geld rüberwachsen lassen sollten, sonst könnte man ja mal vor Gericht ziehen. Wie viele Schreiben es gab ist genauso wenig dokumentiert, wie die Anzahl der brav zahlenden Angeschriebenen. Da hüllt der feine Herr Urmann sich in Schweigen.

Bin das jetzt nur ich, oder sieht das ganze verdächtig nach einem ziemlich ungesetzlichen Vorgehen aus? Schon die juristische Grundlage, aus dem Ansehen eines Streams eine Urheberrechtsverletzung zu konstruieren ist mal mindestens dünn, dann darf begründet bezweifelt werden, dass die ominöse Firma The Archive AG die Rechte an den Filmchen überhaupt erworben hat, dann darf an der korrekten Funktion der ominösen Software Gladii der Briefkastenfirma ITGuards gezweifelt werden, und dann darf man noch das Schlechtachten des Patentanwalts in seiner Aussagekraft dazu bezweifeln. Für mich sieht das alles sehr danach aus, dass da unbescholtenen Bürgern über ein Netz aus Unwahrheiten Geld abgenommen werden sollte. Bedenklich ist, wie da das Justizsystem (drei Anwälte und mindestens das Landgericht Köln) darin involviert sind. Das Landgericht hat zwar in den ersten vier von einigen Tausend Fällen die Herausgabe der Anschlussinhaber als rechtswidrig erkannt, aber von Konsequenzen für die Täter habe ich immer noch nichts vernommen. Weder der feine Herr Abmahnschreiber, noch der feine Herr Anschlussinhaber-Beauskunfter, noch der feine Herr Gutachter oder gar einer der Richter wurden bisher für ihr Verhalten zur Verantwortung gezogen, ja das wurde noch nicht einmal versucht. Mindestens die Rechtsanwaltszulassung des feinen Herrn Urmann dürfte man ihm in seienr Kanzlei ja mal abnehmen, wo der doch eigentlich hier in Hamburg ansässig sein sollte.

Aber das wird alles vermutlich nicht passieren. Der 'Richtervorbehalt' wird in der Politik weiter als Allheilmittel verkauft werden, und die Abmahn-Masche wird auch weitergehen, wenn auch hoffentlich nicht mehr mit Abmahnungen für Streaming. Die Nummer haben Urmann und seine Collegen hoffentlich gründlich verbrannt.