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Berlin neugierig

Dass es einige Firmen mit dem Datenschutz ihrer Angestellten nicht so genau nehmen, ist ja bekannt. Wenn ich dann aber lese, dass Angestellte des Landes Berlin einen Fragebogen vorgelegt bekommen,


in dem detaillierte Angaben zu psychischen Krankheiten, Drogenkonsum, Alkoholgenuss und sogar Verhütungsmitteln verlangt werden. Zudem müssten Bewerber alle behandelnden Ärzte, Psychologen und Heilpraktiker nennen, sowie alle psychischen Erkrankungen "mit Zeitangabe" und sogar Entbindungen auflisten

Dann wundert mich nicht, dass Firmen der Datenschutz völlig egal ist. Die erfragten Informationen gehören ja nun offensichtlich zum Kernbereich der privaten Lebensführung, der noch nicht mal bei einem großen Lauschangriff abgeschnorchelt werden dürfte. Insofern hat da auch kein Arbeitgeber seine dreckige Nase reinzustecken. Dass der Bericht gerade das Land Berlin betrifft, fällt dann wohl nur noch in die Kategorie Ironie. Aber wer nichts zu verbergen hat...

Update: Die Meldung ist inzwischen auch bei der FR zu finden

Mafia-VDS

Da wird doch Einiges klarer. Zur mündlichen Verhandlung der Beschwerde gegen die verdachtsunabhängigen Verbindungsvorratsdatenspeicherung (VDS) nächsten Monat, hat das Bundesverfassungsgericht auch Mafia-Vertreter geladen. Der Grund dafür findet sich in einem Brief, den der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Bundesverband Musikindustrie an das Gericht geschrieben haben. Darin verlangen die Mafia-Vertreter nach der Vorratsdatenspeicherung, weil sie ja sonst nicht wirksam gegen Raubmordterrorkopierer vorgehen könnten. Oder anders ausgedrückt: Anstatt sich darüber Gedanken zu machen, wie man potenzielle Kunden mit attraktiven Angeboten locken könnte, verlegt sich die Mafia nur noch darauf, Personen verfolgen zu wollen, die gegen das Urheberrecht verstoßen. Dass dafür eine Infrastruktur zur Volküberwachung der Bürger benötigt wird, nehmen die Mafia-Vertreter billigend in Kauf.

Ich vermisse in dem bunten Mafia-Reigen ja etwas die Film-Mafia. Aber vielleicht sind die noch zu sehr damit befasst, über die Zensur-Infrastruktur zu sabbern, um sich mit so etwas schnödem wie der Vollüberwachung zu befassen. Das heißt nur nicht, dass sie das nicht auch noch verlangen werden.